Schon seit etwas mehr als einem Monat bin ich mittlerweile wieder in Deutschland, wurde mit offenen Armen empfangen und durfte auch hier einiges erleben. Kaum zu Hause, ging es für mich wieder zwei Wochen lang als Betreuer auf die River Ranch in der Eifel, danach habe ich mit zwei Freunden die Alpen auf dem E5 von Oberstdorf nach Meran überquert und danach mit Papa ein bisschen auf Mallorca entspannt. Bei so viel Troubel, hat man gar keine Zeit, das Liebgewonnene zu vermissen. Es fühlt sich fast so an, als wäre ich nicht ein Jahr lang weg gewesen...
In diesem Blogeintrag möchte ich mich nochmal bei allen meinen fleißigen Bloglesern und natürlich meinen Spendern bedanken, ohne die mein Jahr in Ecuador nicht möglich gewesen wäre! Gracias y hasta pronto!
Ein letztes mal den Saft meines geliebten Saftmannes genießen, den Weg zur Arbeit gehen, meine tollen Mitarbeiter sehen, die Tortur des Fitnesstrainers über mich ergehen lassen und danach
beim Yoga entspannen, einkaufen, essen gehen, meine wundervollen Freunde sehen. Ein letztes mal aufstehen, aus dem Fenster schauen und den Cotopaxi von der Dachterasse aus bewundern, frühstücken,
zum Obstladen schlendern, wegen meinem Gepäck verzweifeln. Ein letztes mal Taxi & Bus fahren und ein allerletztes mal tschüss sagen zu allem, was am Fenster an mir
vorbeirast.
Voller Wanderlust haben sich Johanna, Lisa, Kiwi und ich diesen Sonntag zum Pasochoa aufgemacht. Der Pasochoa ist ein 4200 Meter hoher, schon längst erloschener Vulkan (kann man momentan nicht
von vielen Vulkanen Ecuadors behaupten), der in einem wunderschönen Naturschutzgebiet südlich von Quito liegt. Die anstrengende Wanderung durch Bambuswälder hat sich definitiv gelohnt; obwohl wir
es leider nicht bis ganz nach oben geschafft haben, weil man für das letzte Stück einen Guide braucht. Der Ausblick über Quito und die umliegenden Berge war trotzdem gigantisch!
Die letzten drei Tage hat sich unsere gesamte Gruppe noch ein letztes mal zusammen gefunden, denn es sollte unser Abschlusscamp in Ecuador stattfinden. Wie bei allen anderen camps auch, haben wir
im Colegio Marista übernachtet, uns mit verschiedenen Themen befasst, die dieses mal vor allem als Vorbereitung für unseren Abschied von Ecuador und die erste Zeit in Deutschland relevant sind
und viel über die vergangenen Monate reflektiert. Besonders schön war der Austausch mit den meinen Mitfreiwilligen, die teilweise völlig andere Erfahrungen machen konnten. Highlight war definitiv
das Lagerfeuer, dass wir gemeinsam zum Abschluss veranstaltet haben! Obwohl es noch ein paar wenige Wochen bis zu meinem Abflug sind, musste ich mich schon von vielen lieb gewonnenen Menschen
verabschieden, die nicht mit mir nach Hause fliegen, nicht in meinem Nachbereitungscamp in Deutschland sind oder überhaupt nicht aus Deutschland kommen. Natürlich bzw. hoffentlich sind diese
Abschiede nur Abschiede auf Zeit, trotzdem haben sie mir ein weiteres mal vor Augen geführt wie schnell die Zeit fliegt und wie bald auch meine Zeit in Ecuador vorbei sein wird.
Schon lange ist es deutlich ruhiger um mich geworden und ich habe nicht mehr so viel gebloggt. Das liegt daran, dass ich nicht mehr jedes Wochenende verreise und die mir noch verbleibende Zeit
stattdessen in Quito mit meinen Freunden, größtenteils anderen Freiwilligen aus der ganzen Welt, verbringe.
Seit Ende Februar arbeite ich nun bei VASE, was für Voluntariado para la Ayuda Social del Ecuador steht. VASE ist die ecuadorianische Organisation des ICYE Netzwerkes und somit auch die
ecuadorianische Partnerorganisation zu ICJA, meiner Organisation in Deutschland. Wie ICJA entsendet auch VASE Freiwillige in alle Welt, allerdings in kleinerem Rahmen (nur etwa 35 Freiwillige pro
Jahr, ICJA entsendet alleine in der Sommerausreise etwa 300 Freiwillige), wofür Pamela zuständig ist. Ina, die andere deutsche Freiwillige im office und ich helfen Berny, die für alle
Freiwilligen verantwortlich ist, die nach Ecuador kommen. Unsere Aufgaben sind ziemlich vielfältig und bestehen kaum aus den typischen Praktikantenaufgaben, die sich deutsche Unternehmen
für ihre Praktikanten überlegen, sodass wir nicht nur einen Einblick in die Arbeit bekommen, sondern Teil davon werden. Neben der Betreuung unseres eigenen Email-Accounts und typischen
administrativen Aufgaben, bereiten wir unter anderem Camps für die Kurzzeitfreiwilligen vor, skypen mit den Freiwilligen, die im August ankommen werden oder suchen neue Projekte und Gastfamilien,
die wir anschließend besuchen gehen. Diese Aufgabe hat Ina und mich letzte Woche für zwei Tage nach Guaranda und Salinas, etwa fünf Stunden südlich von Quito, gebracht. Es ist schön zu spüren wie
die Organisation mittlerweile genug Vertrauen ins uns hat, um uns "große" Aufgaben wie diese anzuvertrauen. Mir macht die Arbeit bei VASE unglaublich viel Spaß und ich bin sehr glücklich darüber,
dass ich dorthin wechseln durfte!
Ein letztes mal wollte ich meine Kinder noch sehen. Zumindest einmal, denn obwohl ich schon vor langem mein Projekt gewechselt habe, liegen sie mir immer noch sehr am Herzen. Immerhin habe ich ein halbes Jahr mit ihnen verbracht und gesehen wie sie Fortschritte machen, wie sie wachsen... und auch ich habe einiges mit ihnen und von ihnen gelernt. Da Johanna und ich vom einen auf den anderen Tag wegen unserem Streit mit Wladimir rausgeflogen sind, hatten wir leider nicht die Möglichkeit, uns zu verabschieden, was mich die ganze Zeit über beschäftigt hat. Heute habe ich es endlich geschafft, die UESPA besuchen zu kommen, da Wladimir für einige Tage verreist ist und ich so gefahrlos dorthin konnte. Es war so unfassbar schön, wie sehr sie sich gefreut haben, mich wieder zu sehen und gleichzeitig schockierend, dass niemand wusste, warum ich weggegangen bin. Für sie war ich spurlos verschwunden. Es war ein trauriger Abschied, aber hoffentlich keiner für immer. Sollte ich vor meinem Abflug noch einmal die Chance haben, werde ich sie sicherlich noch ein weiteres mal besuchen. In diesem Blogeintrag möchte ich Euch die schönsten Bilder von heute zeigen :)
... genauer gesagt zur Lagune Cuicocha, wegen ihrer zwei Inseln auch Meerschweinchensee genannt, in der Nähe von Otavalo. Die Kraterlagune mit einem Durchmesser von etwa drei Kilometern ist
von einem 14 Kilometer langen Rundwanderweg umgeben, den Vincent und ich am Sonntag wandern wollten. Wie immer mussten wir früh aufstehen, um mit den verschiedensten Verkehrsmitteln zu unserem
Ziel zu gelangen. Voller Begeisterung und Lust zu wandern haben wir blöderweise den Eingang zum Weg nicht sofort gefunden und haben ein bisschen verzweifelt danach suchen müssen. Von dort aus
ging es die komplette erste Hälfte bergauf, was mich ziemlich kaputt gemacht hat, da der Nationalpark noch höher liegt als Quito. Für Vincent, den Supersportler, war das alles kein Problem.
Er läuft nächstes Wochenende sogar einen Querfeldeinlauf über 21 Kilometer. Verrückt! Für unseren Rückweg hatten wir uns vorgenommen, zu trampen, was mehr oder weniger gut funktioniert hat. Nach
gefühlt ewigem Warten haben wir eine liebe Familie kennen gelernt, die uns in ihrer Camioneta (hinten auf der Ladefläche) mitgenommen und uns sogar zum Essen eingeladen hat.
Wenn dir eine Robbe deine Bank streitig macht, du mit Pinguinen um die Wette schnorchelst, mit riesigen Meeresechsen die Sonnenstrahlen genießt oder der Pelikan haarscharf an dir vorbei fliegt, dann bist du auf Galápagos. In genau diesem einzigartigen Paradies habe ich die letzen Tage gemeinsam mit Ina und Ferdinand verbracht.
Kaum gelandet, wurden wir schon von einem speziellen Inselbewohner begrüßt; eine der unfassbar vielen Meerechsen hatte es sich auf der Landebahn gemütlich gemacht. Als würde es nicht reichen, dass unsere Rucksäcke schon in Quito gefühlte zehn mal durchleuchtet und anschließend versiegelt wurden, wurden sie auf Baltra, der Flughafeninsel zudem noch vom einem Flughafenhund begutachtet, damit wir auch bloß keine verbotenen Dinge in das Naturschutzgebiet schmuggeln. Schnell mit dem Boot auf die Insel Santa Cruz übergesetzt, ging es in einer halbstündigen Taxifahrt nach Puerto Ayora in die einzige Stadt der Insel. Ziemlich schnell hatten wir auch ein "günstiges" Hostel gefunden, von wo aus wir uns zu Fuß zur Tortuga Bay machten. Der Strand könnte einem Bildband entsprungen sein, mit der Ausnahme, dass man wegen der starken Strömungen dort nicht baden darf. Die Meeresechsen interessiert das allerdings eher wenig, sodass man von ihnen eine ganze Menge dort anfinden kann. Nur ein paar Minuten weiter ist eine geschützte Bucht, in der das Baden erlaubt ist. Dort haben wir nicht nur die Meeresechsen, sondern auch Babyhaie sehen und kaum zwei Meter von uns weg einen Pelikan beim Jagen beobachten können. Außerdem die berühmten Darwin-Finken. Endlich konnten wir unser Oberstufen-Bio-Wissen anwenden und ein bisschen rumstrebern. Schule bringt manchmal also doch was. Weil es auf Galapagos so viel zu sehen gibt, sind wir noch am gleichen Tag durch eine Kaktus-Lavastein-Wüste zu "Las Grietas" gelaufen, wo sich glasklares Wasser aus dem Hochland mit Meerwasser in einem Becken zwischen zwei Felswänden mischt. Nicht nur bei Touristen, auch bei den Einheimischen ist dieser Ort zum Schwimmen sehr beliebt. Ausgerüstet mit Schnorchel, kann man sogar bis zum 12 Meter tiefen Grund sehen. Müde haben wir abends noch ein bisschen die Stadt erkundet.
Wie wir leider feststellen mussten, fangen alle Tage auf Galápagos sehr früh an. So auch unser zweiter Tag, für den wir eine Tauchtour nach Seymour gebucht hatten. Ina (mit Tauschein) hat sich
unglaublich gefreut, ich hingegen war eher ein bisschen nervös. So richtig ernst wurde es, als uns der Tauchlehrer auf dem Boot das Wichtigste erklärte und besonders wie wir uns im Notfall zu
verhalten hätten. Während Ina mit dem Rest der schon erfahrenen Gruppe tauchen war, habe ich mit meinem ebenso unerfahrenen ecuadorianisch-amerikanischen Tauchpartner das Meer schnorchelnd
unsicher gemacht, bevor wir die komplette Ausrüstung anbekommen haben und es auch schon losging. Zeit zum Nachdenken gab es nicht, vermutlich auch besser so. Langsam wurden wir von unserem
Tauchlehrer immer tiefer geführt und konnten viele Fische, einen Hai, einen Rochen und sogar eine Robbe sehen, die mit uns unter Wasser spielen wollte. Es war interessant, all die Tiere aus einer
anderen Perspektive und hautnah zu erleben und erstaunlich wie wenig Angst so vor uns hatten. Abends ist Ferdinand schließlich zu uns gestoßen, der spontan einen Tag nach Ina und mir geflogen
ist.
Tag 3 auf den Trauminseln begann wieder früh am Morgen, denn das Boot nach Isabela, der größten aller Galápagos-Inseln, fuhr schon um 7 Uhr ab und mal wieder musste unser ganzes Gepäck
vorher auf Verbotenes durchgecheckt werden. Schon im Hafenbecken Isabela's konnten wir Pinguine und Wasserschildkröten sehen. Besonders begrüßt wurden wir von den Robben, die im Schatten am
Strand relaxen und ab und zu die ein oder andere Verfolgungsjagd auf auf die nervigen Touristen, die ihren Mittagsschlaf stören, gestartet haben. Zufällig haben wir ein bisschen abseits
des Dorfes Puerto Villamil einen Fahrradverleih und damit die Beschäftigung für den Rest des Tages gefunden. Zuerst ging es durch Lavasteinfelder, an kleinen Seen vorbei, zu einer
Schildkrötenaufzuchtstation, weiter zu einem See mit frei lebenden Flamingos und schließlich noch ein bisschen an der Küste entlang und ins Hinterland der Insel. Da man auf Galápagos eigentlich
immer Touren zu den interessanten Orten buchen muss, haben wir einen Teil des Nachmittages im Reisebüro verbracht und Touren für die folgenden zwei Tage gebucht.
Nach dem Vulkan im Yellowstone Nationalpark in Amerika, kann man den zweitgrößten Vulkankrater der Welt mit einem Durchmesser von etwa 10 Kilometern auf der Insel Isabela finden. Zuerst mit dem Taxi zum Startpunkt gebracht, haben wir die 16 Kilometer lange Wanderung zum Krater und danach zum Vulkan Chico in Angriff genommen, von wo aus man eine großartige Sicht über einen großen Teil der Insel hat.
Für unseren letzten Tag auf der Insel haben wir eine Schnorcheltour im und um die Hafenbucht gebucht, wo wir Pinguine, Meeresechsen, Robben, Pelikane und die berühmten Blaufußtölpel gesehen
haben. Leider war die Sicht bedingt durch ein etwa alle 15 Jahre vorkommendes Naturphänomen, das den Meeresspiegel enorm ansteigen lässt nicht besonders gut, was ein bisschen schade war. Wie sehr
das Meer von diesem Phänomen beeinflusst wurde, haben wir auf der Rückfahrt nach Santa Cruz am Nachmittag feststellen müssen. Das Meer war so bewegt, dass wir drei Wetten abgeschlossen haben, wer
aus dem Boot sich zuerst übergeben muss. Leider war mit der Ankunft auf Santa Cruz am Abend unsere Zeit auf Galápagos schon so gut wie vorbei, denn am nächsten Morgen sollte unser Flug zurück ins
verregnete Quito schon um 8 Uhr gehen.
Der Countdown läuft. Langsam realisiere ich, dass der Großteil meines Freiwilligendienstes in Ecuador bereits vorbei ist und dass mir kaum noch drei Monate bleiben, bis ich wieder in Deutschland landen werde. Die Zeit fliegt. Sie vergeht rasend schnell. Einerseits freue ich mich unheimlich auf das Bekannte- meine Freunde, Familie und all die anderen Dinge, die ich sehnlich vermisse. "In der immerwährenden Aromawolke aus Feuer, Abgasen, Exkrementen und Essen fehlt eine Nuance, ein gewisser willkommenheißender Duft. Die Geräuschkulisse aus Hupen, Motorstottern, verschiedensten Musikrichtungen, Küchenlärm, Gelächter, Gefluche und Geschreie blieb trotz ihrer wunderlichen Diversität dennoch bar eines Notenblattes an Heimseligkeit. Ich vermisse nicht mein Zuhause. Ich vermisse das Gefühl Zuhause zu sein." Diese letzten zwei Sätze Pascals fassen es perfekt zusammen. Niemals werde ich mich in Ecuador völlig Zuhause fühlen können, denn so gut mein Spanisch auch ist, so gut ich die ecuadorianische Kultur in den vergangenen neun Monaten kennengelernt habe, rein äußerlich werde ich immer aus dem Rahmen fallen uns als Ausländerin, als "Gringa", erkannt und folglich als solche behandelt werden. Andererseits ist der Gedanke beängstigend das Leben, das ich mir in Quito aufgebaut habe für immer hinter mir zu lassen und aus meiner ecuadorianischen Seifenblase in die Realität, das richtige Leben in Deutschland, zurückzukehren. 99 Tage...
Schlendere ich über einen der vielen, chaotischen Märkte Quito's, probiere ich meistens eine der unfassbar vielen Früchte, die es dort zu kaufen gibt- viele davon habe ich in Deutschland noch nie gesehen. Hier meine Favoriten:
Taxo, auch Bananen-Passionsfrucht oder Curuba genannt, ist mein absolutes Lieblingsobst! Es ist mit der Maracuja verwandt, gelb und hat eine bananenartige Form. Schneidet man die Schale auf, kann
man das Innere herauslöffeln.
Ähnlich ist eine Frucht, die wir in Ecuador Granadilla nennen. Sie sieht aus wie ein orangefarbener Apfel, gehört aber ebenfalls zu den Maracuja-Gewächsen. Bricht man die Schale auf, kann man das
Innere herauslöffeln. Sie hat einen nicht ganz so intensiven Geschmack wie Maracuja und Taxo, weshalb ich sie etwas langweilig finde.
Die Cherimoya ist eine etwa apfel- bis melonengroße Frucht, die aus den Hochlagen der Anden stammt, an bis zu neun Meter hohen Bäumen wächst und schon bei den Inkas sehr beliebt war. Sie hat
viele, riesige, schwarze Kerne im Inneren und ein weiches, weißes Fruchtfleisch, das leicht an eine Erdbeer-Marshmellow-Mischung erinnert.
Als Mora werden verschiedene Arten von Beeren zusammengefasst, gemeint ist damit jedoch umgangssprachlich eine Brombeere, die im Hochland der Anden von Ecuador und Kolumbien auf etwa 2500 Metern
wächst. Sie sind größer als die Brombeeren in Deutschland und schmecken ziemlich sauer. Am besten kocht man die Mora vor dem Essen, weil sich ihr Geschmack so um einiges besser entfaltet.
Besonders lecker ist sie als Eis oder Saft.
Pitahayas oder Drachenfrüchte habe ich neulich erst entdeckt. Sie sind exotisch anmutende Früchte einer Kaktusart, die hauptsächlich in Mittelamerika und Asien angebaut wird. Sie existieren mit gelber und roter Schale und haben meistens weißes Fruchtfleisch mit tausenden, kleinen, schwarzen Kernen. Man kann sie aufschneiden und wie die Kiwi auslöffeln oder zur Deko benutzen. Die Pitahaya hat einen leicht kiwiartigen Geschmack, der allerdings nicht sehr stark ist. Trotzdem ist sie irgendwie interessant :)
Zu einem der Dinge, die man in Ecuador definitiv nicht verpassen sollte, gehört das Naturreservat Cuyabeno, das im Amazonas-Regenwald im Westen Ecuadors liegt. Vincent und ich hatten für das Osterwochenende eine viertägige Tour dorthin gebucht.
Die Tour fing in Lago Agrio an, wo wir von einem Bus am Treffpunkt aufgesammelt wurden und die anderen Teilnehmer der Tour kennen gelernt haben: zwei Kanadier, die durch Südamerika reisen und fünf andere deutsche Freiwillige, die wir mehr oder weniger schon an Silvester kennen gelernt haben; eine davon mit ihrem Papa. Zu zehnt haben wir "an der Brücke", der Ort, ab dem es nur noch mit dem Kanu über den Fluss Cuyabeno weiter geht, unseren Guide Fabricio alias Elias M'Barek getroffen, der uns sicher und mit ersten Tiersichtungen zu unserer Lodge mitten im Dschungel gebracht hat. Dort angekommen gab es gleich Essen, das so unglaublich lecker war, dass sich der ganze Trip schon deshalb gelohnt hat. Später hatten wir ein bisschen Zeit, unsere Zimmer einzurichten und in den Hängematten zu chillen, bevor es mit unserem 40PS starken "Kanu" zur Laguna Grande ging, wo wir den unfassbaren Sonnenuntergang bewundert haben und danach mit Anakondas, Piranhas, Kaimanen und was dort sonst noch alles kreucht und fleucht, baden konnten.
Der zweite Tag war nicht weniger ereignisreich: morgens sind wir mit einem kleineren Kanu ohne Motor ein bisschen durch die Gegend gepaddelt und konnten einigen Tieren dabei viel näher kommen als mit unserem Motorkanu, das viele Tiere durch den Lärm verscheucht. Verschiedene Vögel und Affen konnten wir sehen und sogar die rosanen Flussdelfine haben sich blicken lassen. Nachmittags ging es im Primärwald wandern und zwar so, dass wir im Dunkeln wieder zurück mussten. Das war für mich gar nicht lustig, denn nachts sind die Insekten wie Spinnen oder Schlangen viel aktiver als tagsüber, weshalb wir einigen davon begegnet sind. Besonders beruhigend war der Standartkommentar Fabricios, dass die Tiere giftig seien und wir sie besser nicht anfassen sollen. Erstaunlich war auch wie unser Guide den Weg zurück zur Lodge durch das verzweigte Flussystem in völliger Dunkelheit gefunden hat.
Auch Tag 3 hat perfekt angefangen, denn wir hatten die rosanen Flussdelfine auf einem langen Teil unserer Bootsstrecke in unserer Nähe und haben sie deshalb immer wieder zu Gesicht bekommen. An diesem Tag sind wir zu einer indigenen Siona-Gemeinde gefahren, um uns zeigen zu lassen wie man Yucabrot macht und einem Schamanen bei seiner Arbeit zuzuschauen. Interessant war es auf jeden Fall, aber gleichzeitig traurig, weil die Gemeinden den Tourismus offensichtlich nicht wollen, aber gleichzeitig auf ihn angewiesen sind. Abschließend sind wir noch ein bisschen im Sekundärwald um das Dorf gewandert, der erschreckend anders aussieht als der Primärwald und viel artenärmer ist. Das Higlight war jedoch, dass wir rechzeitig zum Sonnenuntergang noch einmal zur Laguna Grande gefahren sind und wieder baden konnten. Dieses mal haben wir sogar die Kaimane gefunden, die sich das erste mal versteckt hatten, weil ihnen weder das Licht des Vollmondes gefällt, noch der hohe Wasserstand in der Lagune während der Regenzeit. Zurück in der Lodge haben wir sogar den "Hauskaiman" sehen können, der unter den Hütten der Lodge lebt.
An unserem letzten Tag hieß es schon um 6 Uhr aufstehen, um noch ein allerletztes mal zur Lagune zu fahren und Vögel im Wald drumherum zu beobachten. Zumindest war das der Plan. Das Wetter hat uns mit seinem Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass wir nicht viel gesehen haben und schon bald zurück gekehrt sind. Nichtsdestotrotz hatten wir während der vier Tage unglaubliches Glück mit dem Wetter, denn obwohl momentan Regenzeit ist, hat es nicht bzw. nur nachts geregnet, sodass wir auf unseren Ausflügen verschont wurden. Nach dem Frühstück mussten wir mit dem Kanu leider schon wieder zur Brücke aufbrechen, von wo aus wir vom Bus nach Lago Agrio gebracht wurden.
Das alles wurde noch viel perfekter dadurch, dass wir eine so coole Gruppe waren und eigentlich die ganze "freie" Zeit ebenfalls miteinander verbracht haben- singend, Gitarre spielend, lachend-
wie im Zeltlager, nur eben mitten im Regenwald. Interessant war auch mehr oder weniger ohne Strom zu leben, denn es gab nur zwei Solarpanels, die genutzt wurden, um die Lichter im
Gemeinschaftsbereich zu betreiben und uns die Möglichkeit zu geben, unsere Kameras aufzuladen- und das auch nur, wenn tagsüber die Sonne genug schien. Im Zimmer hatten wir Kerzenlicht, was
vermutlich auch besser so war, weil ich so nicht sehen konnte, mit was für Insekten Vincent und ich uns das Zimmer geteilt haben.
Das letzte Wochenende habe ich nach langer Zeit mal wieder außerhalb von Quito verbracht; genauer gesagt in Tena. Tena ist eine kleine Stadt am Rand des Regenwaldes, die umgeben von drei Flüssen
ist, die dort zusammenfließen.
Nachdem wir von der Nachtfahrt müde (wie immer) in Tena angekommen sind, hieß es erst einmal ein Hostel suchen und ausschlafen bevor wir auf Entdeckungstour gehen konnten. Besonders viel zu sehen
gibt es nicht und die Stadt ist relativ hässlich; immerhin ist das leicht tropische Klima dort deutlich angenehmer als im momentan ständig verregneten Quito. Ein Tipp, der uns von den
Einheimischen gegeben wurde, war die Laguna Azul. Besonders viel konnten wir uns darunter nicht vorstellen, nichtsdestotrotz haben wir vier Mädels uns ein Taxi geschnappt und sind auf gut Glück
dorthin gefahren. Es hat sich definitiv gelohnt! Wie sich herausgestellt hat, ist die Laguna Azul ein kleiner Fluss, der weiter unten in einen größeren fließt und auf dem Weg dahin kleine Becken
bildet, in denen man in kristallklarem Wasser schwimmen kann. Ein richtiger Geheimtipp, denn andere "Gringos" haben wir an diesem wunderbaren Ort vergeblich gesucht.
Euch hat schon immer interessiert, was ich in Ecuador tagtäglich esse oder was typische Lebensmittel in Ecuador sind? Das erfahrt Ihr in diesem Blogeintrag!
A Almuerzo, das ist schlicht und einfach die ecuadorianische Version eines Mittagessens. Almuerzos gibt es in den kleinen Restaurants, die man überall an der Straße findet und kosten etwa 2 bis 3 Dollar. Sie bestehen meistens aus einer Suppe als Vorspeise, einem Hauptgang, bestehend aus arroz (Reis), das wohl wichtigste Nahrungsmittel hier, Fleisch und einem kleinen Salat. Dazu wird oft ají gereicht, eine scharfe Chilisoße mit Baumtomatensaft als Basis
B Batidos sind Milchshakes aus frischen Früchten und etwas Eis, die man an kleinen Ständen, mit seiner Lieblingsfrucht frisch für einen zubereitet, an der Straße kaufen kann.
C Cevichocho, ein beliebter Snack für zwischendurch aus Chocho, Zwiebel, Tomate, Bananenchips und Zitrone; Ceviche, einem typischen Meeresfrüchtegericht der Küste; Canelazo, einem heißen, alkoholischen Getränk aus Naranjillasaft, Zimt und Zuckerrohrschnaps und zu guter letzt cuy, gegrilltes Meerschweinchen.
D Dulce de leche ist ein in ganz Lateinamerika verbreiteter Brotaufstrich, der unter stundenlangem Kochen aus Zucker, Milch und Vanille hergestellt wird.
E Empanadas sind halbmondförmige Teigtaschen, die mit Hühnerfleisch, Hackfleisch oder Käse gefüllt sind. Sie werden entweder gebacken oder frittiert.
F Frutas/Früchte sind erstaunlich günstig, außerdem gibt es eine riesige Auswahl an allen nur erdenklichen, tropischen Früchten, die es in Deutschland vermutlich nicht zu finden gibt.
G Guaguas de pan sind ein verziertes Gebäck in Puppenform, das jedes Jahr zum Allerseelentag im November gegessen wird.
H Humitas werden aus einem Teig aus Maismehl, Zwiebeln, Gewürzen und Eiern gemacht. Der Teig wird zu
einer Kugel geformt, in einem Maisblatt eingewickelt und gekocht. Es gibt süße und herzhafte Varianten.
I
J Jugo, das ist das ecuadorianische Wort für Saft. Säfte gibt es aus allen nur erdenklichen Früchten und es ist erstaunlich leicht, Saft selbst zu machen. Wie die batidos kann man die jugos für etwa 1 bis 2 Dollar fast überall frisch kaufen.
K Koriander ist das Lieblingsgewürz der Ecuadorianer.
L Lentejas, das sind Linsen werden in Ecuador genau so gerne gegessen wie Kichererbsen und Bohnen aller Art.
M Maní bedeutet wörtlich übersetzt nichts anders als Erdnuss. Gemeint sind damit aber gebrannte Erdnüsse (wie gebrannte Mandeln). Maní kann man bei fast jedem Verkäufer im Bus oder auf der Straße günstig bekommen und sind ein sehr beliebter Snack für zwischendurch. Außerdem gibt es mora (Brombeere), die oft meistens zu Saft verarbeitet wird und morocho, ein heißes Milchgetränk, das ein bisschen wie Zimtmilchreis schmeckt.
N Naranjilla oder auf deutsch Lulo ist eine in Europa kaum bekannte Frucht, aus der hier gerne Saft hergestellt wird, der ohne Zucker kaum genießbar ist, weil die Frucht so sauer ist. Außerdem ist ihr Saft ein wesentlicher Bestandteil im Canelazo.
O
P Pan ist Brot, allerdings nicht wie man sich Brot in Deutschland vorstellt. Es ist immer weiß und sogar das "Vollkornbrot" entspricht eher Weißbrot. Noch dazu ist das Brot so gut wie immer süß. Ebenfalls typisch sind die pinchos, gegrillte Fleischspieße mit normalerweise einer kleinen Kartoffel und einem Stückchen Kochbanane. Sie sind ebenfalls ein beliebter Snack, den man auf der Straße kaufen kann.
Q Unter queso verstehen die Ecuadorianer ebenfalls etwas anderes als wir: er wird meistens Mozarella genannt, zu mindestens 500 Gramm am Stück verkauft und hat die Konsistenz von Gummi, allerdings keinen Geschmack. Natürlich gibt es auch anderen Käse, aber der ist unglaublich teuer.
R wie refrigerio, das nichts anderes ist als ein Zwischensnack in der Schule, zum Beispiel. Die Kinder bekommen dort meistens eine colada (heißes Milchgetränk) und ein Brötchen oder Kekse.
S Salchipapas sind Pommes mit frittierten Würstchen, ein beliebter Snack und wirklich lecker! Lecker ist auch das Salcedo, ein meistens selbstgemachtes (Frucht-)Eis am Stiel, das ursprünglich aus der Stadt Salcedo in Ecuador kommt. Es gibt das Eis in allen Möglichen Geschmacksrichtungen und wird meistens in den Bussen oder in kleinen Läden verkauft.
T Tortillas de maíz sehen aus wie kleine Pancakes, sind aber herzhaft. Sie bestehen aus Maismehl, das
mit Wasser, ein bisschen Salz und manchmal Käse zu einem Teig vermischt wird und in viel Öl gebraten werden. Taxo und tomate de árbol, aus der man den berühmten Baumtomatensaft
macht, sind zwei typische Früchte.
U
V Verde oder plátano verde genannt, ist eine grüne Kochbanane. Aus ihr kann man zum Beispiel patacones (frittierte Kochbanane) und chifles (Bananenchips) machen.
W
X
Y Yuca ist die Wurzel der Maniok-Pflanze, die ursprünglich aus Südamerika kommt. Man kann sie kochen, frittieren oder aus dem Mehl pan de yuca, also Yucabrot machen, was unglaublich gut schmeckt.
Z wie Zitronensaft, den man hier als Salatsoße verwendet. Salatsoßen wie in Deutschland sind weniger
üblich. Außerdem isst man die Zitronen gerne als Snack mit Salz.
Das letzte Wochenende haben Johanna, Louise und ich in Mompiche verbracht. Mompiche besteht aus nicht viel mehr als ein paar Häusern, vielen Fischerbooten und wunderschönen Stränden, an denen wir
uns von unserem Projektwechselstress erholen wollten, was uns unter den Blättern einiger Schatten spendender Palmen sehr gut gelungen ist. Besonders viel haben wir nicht unternommen, wir haben
schlicht und einfach die Zeit genossen. Sonntags sind wir in eine Bucht neben Mompiche "gewandert" oder eher spaziert, die bekannt ist für ihren schwarzen Sand und haben dort den ganzen Tag
entspannt. Abenteuerlich wurde es erst bei unserem Versuch wieder aus Mompiche wegzukommen, denn uns wurde berichtet, dass von dem Regen der vorherigen Nacht, bei dem auch halb Mompiche
überschwemmt worden war, ein Erdrutsch ausgelöst wurde und man deshalb leider nicht mit konventionellen Verkehrsmitteln aus Mompiche wegkommt. Das erklärte dann auch, warum den ganzen Tag weit
und breit keine Busse zu sehen waren. Ein paar Abenteuerlustige hatten trotz allem einen Einheimischen gefunden, der uns mit seinem Auto zur "Unglücksstelle" brachte, von wo aus wir zu Fuß über
die verschüttete Straße laufen mussten und tatsächlich- auf der anderen Seite haben uns schon die Busse und ein Bagger erwartet, der Herr über die Erdmassen zu werden versuchte. Es ist schon
beeindruckend, wenn dort wo eigentlich Straße sein sollte, auf einmal eine fünf Meter hohe Erdwand vor dir steht.
Nachdem wir mittwochs aus Cuenca zurück gekommen sind, ist etwas bedeutendes für unser Jahr in Ecuador passiert: Johanna und ich wurden "gefeuert" bzw. wir sind gegangen- je nachdem wie man es
sieht.
Es waren Faschingsferien, keine Kinder im Projekt und 5! Freiwillige ohne Arbeit. Da man uns natürlich nicht frei geben kann, hatten die Mitarbeiter der Caleta für diesen Tag eine ganz besondere
Aufgabe für uns: wir durften Seiten aus Mathebüchern abscheiben und das den ganzen Tag; Beschäftigungstherapie also. Besonders gut waren wir auf unsere Projekte nicht zu sprechen wegen vieler
solcher Dinge, die sich in den letzten Monaten angehäuft haben. Nachdem Wladimir, unser schwieriger Chef, Jairo geschickt hatte (er konnte uns das nicht persönlich sagen, weil die neuen
Freiwilligen für seinen Geschmack zu wenig Spanisch sprechen), um uns zu sagen, dass wir am Samstag arbeiten müssen- natürlich hätte es am Samstag genau so viel bzw. keine Arbeit gegeben,
außerdem hatte er uns am Freitag davor erzählt, dass wir nicht kommen müssen. Wie auch immer ist die Situation ein bisschen eskaliert, sodass er Johanna und mich vor die Wahl gestellt hat: gehen
oder bleiben. Wir haben uns für's gehen entschieden, weil seine Art mit uns zu reden überhaupt nicht okay ist. Mehr oder weniger ratlos sind wir direkt zu VASE ins Büro gegangen, um Vero von dem
Gespräch mit Wladimir zu erzählen. Das wäre jedoch gar nicht nötig gewesen, denn er hatte ihr schon angerufen und eine Mail geschrieben, in der er uns offiziell rausgeschmissen
hat.
So weit, so gut. Da wir nicht einfach nicht arbeiten können, war die Zeit seitdem davon geprägt, uns neue Projekte zu suchen. Ich habe ein Projekt der Fundación Am-En in Tumbaco besucht, die mit
behinderten Kindern und Pferden arbeitet und die ganze Woche bei VASE im Büro gearbeitet, was mir ziemlich gut gefallen hat. Ab heute ist es offiziell: Ich werde den Rest meines
Freiwilligendienstes bei VASE arbeiten. Ursprünglich bin ich zwar nach Ecuador gekommen mit dem Gedanken ein Jahr zu unterrichten oder mit Kindern zu arbeiten, dennoch bin ich gar nicht
unglücklich über den Wechsel ins Büro, weil er mir für meine spätere Zukunft vermutlich deutlich mehr bringt. Nichtsdestotrotz vermisse ich meine kleinen Rabauken schon.
Karneval- das bedeutet raus auf die Straße, Umzüge und Konzerte, Wasserschlachten und Rasierschaum überall. Nirgendwo ist man sicher, das Wasser kommt aus dem Hinterhalt eimerweise von
Hausdächern, Balkonen oder aus dem Auto. Halt wird vor nichts und niemandem gemacht, besonders nicht vor uns Ausländern.
Anlässlich Karneval hatten wir das Wochenende + Montag und Dienstag frei, was wir ausgenutzt haben, um nach Cuenca zu fahren, einer Stadt ziemlich weit im Süden Ecuadors. Wie könnte es anders
sein, war schon die Reise nach Cuenca ein kleines Abenteuer für sich. Mittlerweile sollten man meinen, dass wir wissen, dass man vor Feiertagen Bustickets reservieren bzw. im Voraus kaufen
sollte, da normalerweise ganz Quito verreist und die zwei Millionen-Stadt wie ausgestorben wirkt. Geschockt von den Menschenmassen am Busterminal, wussten wir erstmal nicht, was wir tun sollten,
denn alle Tickets nach Cuenca waren schon ausverkauft. Da Tommi aber schon in Cuenca war uns uns erwartete, konnten wir unser Reiseziel kurzfristig nicht mehr ändern (davon abgesehen hätte es
keine Tickets mehr gegeben). Mehr oder weniger auffällig hat sich ein Grüppchen Ecuadorianer zusammengefunden, die wohl einen Bus- natürlich nicht ganz legal- nach Cuenca organisiert hatten.
Perfekt, dachten wir uns! Nichts wie rein! So unauffällig wie eine Gruppe von 40 Leuten eben sein kann, haben wir das Terminal durch einen Hinterausgang verlassen, wurden zu einer Tankstelle
geführt und von dort in den Bus verfrachtet. Sobald der Bus voll war, ging es los und wir haben nicht mehr weiter darüber nachgedacht und geschlafen. Mitten in der Nacht, zugegeben waren wir auf
komischen Straßen unterwegs, hat mich Johanna panisch aufgeweckt in Angst, dass grade der ganze Bus entführt wird. Das war es dann wohl mit schlafen. Glücklicherweise ist nichts passiert, sodass
wir pünktlich um 5 Uhr morgens in Cuenca ankamen, wo wir erstmal ein Ständchen anlässlich Louise's Geburtstag gesungen. Es hat nicht lange gedauert bis wir einen lieben Taxifahrer gefunden haben,
der uns ein Hostel besorgt hat, in dem wir erstmal noch ein paar Stündchen schlafen konnten. Nach einem ausgiebigen Frühstück in einem winzigen Restaurant, das griechischen Joghurt in Kombination
mit Yuccabrot anbietet, sind wir zurück zum Busbahnhof, wo wir die Jungs- Tommi und Kiwi getroffen haben, um zusammen nach Ingapirca zu fahren. Incapirca ist bekannt für seine Incaruinen, die
wirklich beeindruckend waren, obwohl nicht mehr besonders viel davon steht. Von Incapirca aus haben wir ein Taxi zurück ins 1,5 Stunden entfernte Cuenca nehmen müssen, weil keine Busse mehr
fuhren. Abends haben wir ein indisches Restaurant entdeckt, indem wir die folgenden Tage immer gegessen haben, weil das Essen so unglaublich lecker war! Zum Abschluss des Abends sind wir
anlässlich Tommi's Abschied und Louise's Geburtstag noch in einer Bar feiern gewesen.
Am Sonntag hieß es erstmal ausschlafen und sich von den ganzen Strapazen erholen. Im Reiseführer haben wir von zwei kleinen Dörfern gelesen, in denen Lederwaren und Silberschmuck hergestellt
werden, die wir besuchen wollten. Leider haben wir die Werkstätten nicht gefunden, dafür sind wir im zweiten Dorf unerwartet in einen Faschingsumzug geraten und haben stattdessen dort
mitgefeiert. Klitschnass vom Wasser und klebrig vom Schaum sind wir wieder in Cuenca angekommen. Nach der wirklich nötigen Dusche, dem Besuch bei unserem neuen Lieblings-Inder, sind wir
schlussendlich noch ins Kino gegangen.
Nicht wirklich motiviert, irgendetwas zu tun, haben wir uns am Montag nur von Café zu Café und noch einmal ins Kino bewegt.
Der Dienstag sah schon ein bisschen besser aus: wir haben uns mit Ines und Viki getroffen, zwei Österreicherinnen und Freunde von Kiwi, mit denen wir zusammen nach Cajas gefahren sind, einem
Nationalpark, der einem Märchenwald gleicht. Nach einer etwa einstündigen Wanderung hatten wir die Lagune umrundet und wollten wieder nach Hause fahren, um unseren Bus zurück nach Quito bloß
nicht zu verpassen. Warum auch immer hat kein einziger Bus angehalten, um uns mitzunehmen, weshalb wir ein bisschen im Stress waren. Zum Glück haben nach ewigem Warten doch noch jemanden
gefunden, der uns sogar bis vor unser Hostel gefahren hat. Nach einer lebensmüden Busfahrt nach Quito sind wir alle wieder gesund und munter in Quito angekommen.
Zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass Ihr so lange nichts von mir gehört habt. Die letzte Zeit war nicht besonders ereignisreich und dazu hat mich irgendwie die Motivation zu schreiben, verlassen. In diesem Blogeintrag werde ich über nichts konkretes erzählen, sondern einfach nur ein bisschen über das reden, was mich in der letzten Zeit beschäftigt hat.
Genau heute vor sechs Monaten bin ich zusammen mit Johanna und noch ein paar anderen weltwärts-Freiwilligen in Quito gelandet. Gebracht wurden wir vom Flughafen ins Colegio Marista, wo unser orientation camp stattfand. Alleine schon der Ort lässt uns in Erinnerungen schwelgen. Von Montag bis Donnerstag haben sich dort für das midterm camp wieder alle Freiwilligen eingefunden, dieses mal allerdings, um über das vergangene halbe Jahr zu reflektieren und unsere Erfahrungen auszutauschen. Es war so schön, alle Quatschköpfe wieder zu sehen und Abstand von der stressigen Arbeit zu bekommen! Jeder von uns hatte ein Video über sein Projekt vorbereitet, sodass wir alle Projekte mehr oder weniger kennen gelernt haben. VASE fand, dass wir nach einem halben Jahr genug über die ecuadorianische Kultur gelernt haben, sodass wir auch darüber beim Camp Videos gedreht haben, die ziemlich lustig geworden sind. Gestern war ein eher trauriger Tag, weil wir uns von Julia verabschieden mussten, die nach einem halben Jahr zurück nach Österreich geflogen ist. Es ist zwar kein Abschied für immer, aber trotzdem wird sie uns hier fehlen. Gleichzeitig hat uns das unseren eigenen Abschied vor Augen geführt, denn die Halbzeit ist schon vorbei und auch in 175 Tagen werden wir wieder in Stuttgart landen.
Wie Ihr euch vielleicht noch erinnert, war ich von Anfang an nicht besonders begeistert von meinem Projekt, weil es kaum herausfordernde bzw. überhaupt Aufgaben gibt. Bis heute hat sich nichts an meiner Arbeit im Projekt geändert und das Gefühl des "Neuen" ist schon längst vorbei. All das und noch vieles mehr hat dazu geführt, dass ich mich in meinem Projekt nicht gebraucht fühle und relativ unglücklich bin, was meine Arbeit betrifft. Ich bin ja schließlich nicht hier, um den Großteil meiner Zeit Tische zu decken und abzuspülen, oder? Besonders seitdem zwei neue & superliebe Freiwillige in die UESPA gekommen sind und wir uns die ganze Arbeit durch drei teilen, die ich ein halbes Jahr alleine gemacht habe, ist es ehrlich gesagt ziemlich langweilig. Da keine Besserung in Sicht ist, habe ich beim Camp offen mit Veronica, sie ist für uns Freiwillige zuständig, darüber geredet. Sie hat mir und Johanna, die auch das Projekt wechseln möchte, einige andere Projekte vorgeschlagen, von denen leider keines wirklich überzeugend klingt, da aus unserer Sommergruppe viele aus diesen Projekten raus in andere gewechselt sind. Momentan gibt es zwei Möglichkeiten: 1. im VASE-Büro zu arbeiten, wofür ich mich sofort beworben habe und in zwei Wochen einen Probetag habe und 2. ein Projekt mit Kindern und Pferden in Tumbaco, dass ich VASE vorgeschlagen habe und für das wir am Mittwoch die weltwärts-Förderung beantragen werden, was natürlich auch super wäre. Allerdings würde es einen weiteren Umzug bedeuten, weil die Farm relativ ungeschickt liegt und es ist außerdem nicht sicher, dass weltwärts das Projekt fördert. Ich bin gespannt wie alles weiter geht und hoffe, dass sich bald was bei meinem Projekt tut, weil eines steht für mich fest: in der UESPA werde ich nicht noch ein weiteres halbes Jahr arbeiten.
Erinnert Ihr Euch noch daran wie Johanna und ich vor einer ganzen Weile auf dem TelefériQo waren und wie unser kleiner Ausflug in einer Reittour geendet ist, weil uns das Wandern zu anstrengend
war?
Letzten Sonntag haben wir uns genau das noch einmal vorgenommen: den Rucu Pichincha besteigen. Dieses mal waren wir jedoch nicht alleine; Kiwi, Viki und Louise haben uns begleitet. Hoch ging's
mit der Seilbahn auf 4050 Meter und von dort aus zu Fuß weiter. Was uns ungefähr erwarten würde, haben wir dank unserem Reiseführer und unserer vorherigen Erfahrung mehr oder weniger gewusst. Wie
hart es allerdings wirklich werden würde, haben wir uns beim besten Willen nicht vorstellen können. Vor allem bergauf haben wir gefühlt alle zwei Minuten Pausen gemacht- nicht weil wir müde
waren, sondern weil die Luft tatsächlich dünner ist. Deshalb war unsere kleine sieben-Stunden-Wanderung von vielen, seeeehr vielen Pausen gespickt, die wir auch dazu genutzt haben, die
wundervolle Aussicht und das tolle Wetter zu genießen. Warum auch immer haben wir uns gedacht, dass der Wanderweg die ganze Zeit so schön bleiben würde, weshalb wir relativ unvorbereitet
getroffen wurden, als plötzlich immer mal wieder Kletterpassagen auf uns zukamen, die uns in eine Art Steinwüste geführt haben, von wo aus wir nur noch zum Gipfel klettern konnten. Besonders
anspruchsvoll war das Klettern nicht, aber für mich, mit meiner Höhenangst war es ganz schön schwierig. Dazu beigetragen hat vermutlich auch, dass das Wetter schlagartig richtig schlecht und
bewölkt geworden ist, sodass man seinen Vordermann kaum noch sehen konnte. Wir haben uns durchgekämpft (ich war so oft kurz vor'm Aufgeben) und wurden oben dafür mit einem atemberaubenden
Ausblick auf Quito, die umliegenden Berge und den Vulkankrater belohnt. Nur Viki hat es leider nicht geschafft, weil sie wegen der Höhe ziemliche Probleme bekommen hat. Die hatte ich dafür beim
Runterklettern, weil ich beim besten Willen nicht wusste, wie ich jemals wieder runterkommen soll. Diese Wanderung hat auf jeden Fall unseren Ehrgeiz geweckt, sodass wir jetzt umso mehr auf den
Cotopaxi möchten.
Schon lange, lange ist es her, dass ich diesen Bericht an ICJA geschickt habe. Genauer gesagt sind drei Monate vergangen, seit ich diesen Bericht für's BMZ geschrieben habe. Teilen wollte ich ihn trotzdem noch mit Euch, viel Spaß!
Anna-Lena Jesse
Ecuador – weltwärts – 2014/15
Fundación Proyecto Salesiano “Unidad Educativa San Patricio”, Quito
3 Monatsbericht
Kaum zu glauben, dass ich schon drei Monate, das sind immerhin ganze 92 Tage, hier in Ecuador sein soll. So schnell ist die Zeit verflogen. An manchen Tagen sehe ich mich noch am Flughafen stehen, völlig verunsichert darüber, was das Abenteuer Ecuador mit sich bringen würde. Und obwohl die Zeit so unglaublich schnell vorbeigegangen ist, habe ich schon unfassbar viel gelernt und gesehen. Kann das wirklich alles in nur drei Monaten passiert sein?
Vor dem Antritt meines Aufenthaltes in Ecuador habe ich versucht, mir mein Jahr in Ecuador nicht kunterbunt bis ins kleinste Detail auszumalen, um nicht von zu hohen oder zu falschen Erwartungen bitter enttäuscht zu werden. Natürlich hatte ich die Erwartungen, die wohl alle angehenden Freiwilligen haben: Spanisch möglichst schnell und gut zu lernen, um überhaupt mit den einheimischen Menschen in Kontakt treten zu können, denn es gibt immer noch viele, die kaum bzw. gar kein Englisch sprechen. Mittlerweile merke ich, wie mein Spanisch Tag für Tag besser wird und ich einigermaßen tiefgehende Gespräche führen kann. Trotzdem frage ich mich noch ab und zu: was hat er grade gesagt? Ich habe gehofft, internationale Freundschaften zu schließen, selbstständiger zu werden, im Projekt gebraucht zu werden, viele neue Sachen auszuprobieren und natürlich die ecuadorianische Kultur kennenzulernen. Bei der ecuadorianischen Kultur stellt sich die Frage, was denn überhaupt die ecuadorianische Kultur sei: die des Hochlandes oder der Küste? Die der Stadt oder die des Landes oder der Indigenas? Allgemein gesagt, wollte ich etwas völlig anderes erleben.
Angekommen in Quito, meiner neuen Heimat, musste ich feststellen, dass es doch nicht so anders ist. Bis auf den ab und zu lebensgefährlichen Verkehr, den hier sehr viel ausgeprägteren Machismo und vor allem die auf der Straße arbeitenden Kinder, könnte Quito fast eine europäische Großstadt sein. Dazu kommt, dass meine Gastfamilie eher amerikanisch als typisch ecuadorianisch ist. Mir wäre es lieber gewesen, ein Jahr auf Netflix, Flachbildfernseher und Nutella zu verzichten, anstatt den ganzen Luxus aus Deutschland weiterzuleben. Allerdings werde ich bald in eine „ecuadorianischere“ Familie ziehen und dort Ecuador aus einer anderen Perspektive kennenlernen.
Während der Vorbereitung im Heimatland hat setzt man sich mit vielen verschiedenen Themen auseinander. Trotzdem finde ich, dass man sich nur bedingt auf seinen Auslandsaufenthalt vorbereiten kann, denn all die Bilder, Blogs und Erzählungen, so sehr sie mir persönlich auch geholfen haben, spiegeln nur einen winzigen Teil Ecuadors wider und auch nur dass, was für die erzählende Person wichtig scheint. Am wichtigsten ist es, sich über die historischen, sozialen, geographischen und politischen Verhältnisse des Gastlandes zu informieren, denn darauf basiert das Verhalten der dort lebenden Menschen. Der IJCA hat uns Freiwilligen schon lange im Voraus interessantes Material, das von ehemaligen Freiwilligen empfohlen wurde, per Email geschickt. Hat man das alles durchgearbeitet, hat man die wichtigsten Informationen. Was einen letztendlich im Gastland erwartet, kann jedoch auch völlig anders aussehen. Weniger vorbereitet hat mich persönlich das zehntägige Vorbereitungsseminar in Hattingen, weil dort weniger länderspezifisch als sehr allgemein über Themen wie Rassismus, Kolonialismus, usw. gearbeitet wurde.
Mein Projekt, die Unidad Educativa San Patricio (kurz: UESPA) liegt in der historischen Altstadt von Quito, genauer im Stadtteil „La Tola“. Die UESPA ist eine Einrichtung der Salesianer Don Bosco, einer römisch-katholischen Ordensgemeinschaft, die fast auf der ganzen Welt benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützt, indem sie ihnen den Zugang zu Schulunterricht, einer Berufsausbildung oder Freizeitbetreuung ermöglicht. Mein Projekt kümmert sich konkret um die Betreuung und Erziehung von etwa 100 Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren, die in und um Quito in sehr armen Verhältnissen leben. Besonders an der UESPA ist, dass die Kinder nicht nach Alter in die Klassen eingestuft werden, sondern nach Wissen. So ist es nicht selten, dass ein elfjähriger in die zweite Klasse geht und dort lesen und schreiben lernt. Grundsätzlich unterstütze ich die Lehrerin der zweiten Klasse bei ihrem Unterricht. Das bedeutet: Hausaufgaben kontrollieren, Unterricht vorbereiten und den Kindern, die Schwierigkeiten haben, zu helfen. Desweiteren gehören zu meinen Aufgaben, dass ich das „refrigerio“, einen Pausensnack vorbereite und verteile und den Essenssaal für das Mittagessen vorbereite. Danach gehe ich wieder in den Unterricht, bis es für die Kinder Mittagessen gibt. Währenddessen helfe ich den Lehrern dabei, das Essen an die Kinder zu verteilen. Später gibt es für die Lehrer, Streetworker und Freiwilligen aller Salesianer-Projekte in Quito Mittagessen, was immer superlustig ist. Nachmittags haben die Kinder Clubs wie Marimba, Tanz oder Zirkus. Zum Abschluss jedes Tages gibt es nochmals ein refrigerio. Jeden Mittwoch gehe ich mit der Sozialarbeiterin der UESPA Familien besuchen, um besser verstehen zu können warum sich die Kinder wie verhalten und bestehende Probleme mit den Eltern zu besprechen.
Zuerst war die Sprachbarriere riesig. Spanisch verstanden habe ich einigermaßen, aber an das Spanisch „von der Straße“ musste ich mich erst gewöhnen. Das haben die Kinder natürlich ausgenutzt und sind mir erst mal auf der Nase rumgetanzt. Ungewohnt war es, permanent im Imperativ reden zu müssen, weil die Kinder einen sonst nicht ernst nehmen. Respekt kennen sie kaum, den muss man sich in ihrem Umfeld meist durch Gewalt oder harte Strafen verschaffen. Mittlerweile gibt es aber einige Kinder, zu denen ich ein fast freundschaftliches Verhältnis führe. Auch der Start in meinem Projekt war verhältnismäßig schwierig, weil jeder so sehr mit sich selbst beschäftigt war und demnach keine Zeit hatte mir zu erklären, was meine Aufgaben sind. Das habe ich nach und nach selbst rausfinden müssen. In Deutschland hatte ich noch keine großartigen Vorstellungen, was ich in meinem Projekt erreichen wollen würde, da ich nur wusste, dass ich in einer Schule für Straßenkinder arbeiten würde. Ich hoffe, dass ich der Lehrerin eine Hilfe sein kann und dass die Kinder mit Lernschwierigkeiten durch die Einzelarbeit mit mir die Klasse schaffen. Zudem habe ich einige kleine Ideen umgesetzt: einen Fitnesskurs und an Weihnachten wird es Kinderpunsch als Getränk fürs refrigerio geben. Backen mit den Kindern und ein Kinoabend sind schon in Planung. Zusammen mit den anderen Salesianer-Freiwilligen kommen ständig tolle Ideen auf, die wir umzusetzen versuchen, so gut es geht.
Aber woher kommen diese Erwartungen, mit denen wir unser Heimatland verlassen? In den deutschen Medien wird relativ wenig über Ecuador berichtet und wenn, dann über katastrophale Autounfälle oder die Zerstörung der einzigartigen Natur durch internationale Ölfirmen. Lebt man in Ecuador, dann merkt man, was Deutschland zu bieten hat. Sozialleistungen und eine flächendeckende Krankenversicherung sucht man hier vergeblich. Viele Menschen, vor allem auf dem Land, leben immer noch in Hütten aus alten Holzbrettern mit Wellblechdach und sind staatlich nicht registriert. Direkt nebenan sieht man in Quito die teuersten Autos durch völlig überfüllte Straßen fahren und spaziert durch Einkaufszentren, in denen von Gucci über Armani alles geboten ist.
Mit genügend Geld kann man hier sehr europäisch leben und findet im Supermarkt Spezialitäten aus aller Welt. Das hat mich am allermeisten überrascht! Ecuador als Entwicklungsland hätte ich mir völlig anders vorgestellt. Es ist vielseitig und hat von allem etwas zu bieten, was auch schon Humboldt bemerkte (obwohl er es damals auf Ecuadors einzigartige Natur bezog).
Diese Woche versetzt der Besuch von Padre ichhabseinennamenvergessen, auch als Inspektor bekannt, die ganze comunidad und teilweise auch die UESPA in Stress. Er ist der Chef der Salesianer von ganz Ecuador und lebt momentan in der comunidad, um die Projekte und die comunidad zu besuchen bzw. besser kennen zu lernen. Geäußert hat sich das insofern, dass alle nationalen sowie internationalen Freiwilligen gestern zu einem Abendessen in der UESPA eingeladen waren, wo die comunidad lebt. Leider konnten die meisten Freiwilligen nicht kommen, sodass nur Lisa, Pascal (der in der comunidad lebt) und ich als nicht-Ecuadorianer dort waren. Macht nichts, es war trotzdem ziemlich lustig! Die ecuadorianischen Volunteers haben gesungen, Witze erzählt und auch sonst war die Stimmung grandios. Ob das am Wein lag? Sehr ungewohnt für uns war, dass wir- das bedeutet Lisa und ich nach dem Essen direkt nach Hause geschickt wurden, weil die comunidad boys only bedeutet. Einige der ecuadorianischen Freiwilligen haben sogar schon Ärger bekommen, weil sie zu viel mit uns ausländischen Freiwilligen machen bzw. reden.
Nächste Woche wird es anlässlich des Besuches noch eine Aufführung in der UESPA geben, auf die ich jetzt schon gespannt bin.
Kaum vom Strand zurück meint Paty, dass die Familie für morgen (den letzten Sonntag) einen Kleinbus gemietet hat und nach Mindo fährt. Ob ich mitkommen möchte? Da musste sie nicht zweimal fragen, obwohl ich (mal wieder) krank war. Geplant war, dass ihre Söhne, Paty, Nora, Sandra mit ihrem Freund und unser Neuzuwachs, ein Amerikaner, der in Quito einen Intensivspanischkurs macht, mitkommen. Er sollte samstags ankommen, ist aber erst am Sonntag aufgetaucht, weshalb wir leider ohne ihn fahren mussten. Punkt 6:30 Uhr- sehr unecuadorianisch ging es los nach Mindo. Beschlossen haben wir, dass wir gerne die Wasserfälle besuchen würden, die man nur über eine waghalsige Gondel erreichen kann. Dort sind wir ein bisschen mit der quängelnden Malena, der kleinen und seeehr verwöhnten Tochter von Sohn Alex, herumgewandert. Dass die Wanderung nicht besonders lange war, fand ich nicht schlimm, weil es mir sowieso nicht besonders gut ging. Zum Abschluss hat Paty uns alle zum Essen eingeladen, bevor es mit einem Zwischenstop für einen "Spaziergang" von fünf Minuten am Pululahua wieder zurück ging. Der Pululahua ist ein besiedelter Vulkankrater mit einem Durchmesser von etwa drei Kilometern mit der Besonderheit, dass der Boden dort außergewöhnlich fruchtbar ist, was den Krater besonders für die Landwirtschaft interessant macht. Außer schönen Bildern konnte man dort nicht besonders viel machen, aber die Aussicht ist genial!
Tag 1: Am 25. Dezember sind wir (Johanna, Lisa und Nele) mit dem Nachtbus um 23:30 Uhr von Quito nach Canoa gefahren; ein kleines, aber nicht überrantes Touridorf an der Küste der Provinz Manabí.
Tag 2: Den ganzen Tag über haben wir am schönen Strand von Canoa genossen. Unser ursprünglicher Plan war zu campen, was wir auch gemacht haben, aber auf einem Campingplatz, weil wir uns den Luxus einer Dusche doch nicht entgehen lassen wollten. In Canoa gibt es die besten Säfte der Welt & die allerbesten Spaghetti mit Gemüse!
Tag 3 haben wir nochmal in Canoa verbracht und Kiwi und Pascal getroffen, die ohne Geld unterwegs waren, weil ihre Kreditkarten nicht getan haben. Auf ecuadorianische Geldautomaten ist eben doch nicht immer Verlass. Von nicht funktionierenden Karten war unsere Reise übrigens geprägt. Abends ging es nochmal schön Gemüsespaghetti essen und Cocktails schlürfen.
Tag 4: Genug von Canoa, auf nach Puerto López! So war der Plan zumindest. Johanna hat in ihrem Reiseführer von Manta gelesen, der fünftgrößten Stadt Ecuadors, die auf dem Weg zwischen Canoa und Puerto López liegt und wollte dort unbedingt hin. Gesagt, getan. Ich persönlich fand die Stadt ziemlich hässlich (was der Reiseführer schon vorausgesagt hat: das einzig sehenswerte waren die riesigen Leguane, die im Park in der Sonne entspannt haben) und habe deshalb mit Kiwi und Pascal beschlossen, schon nach Puerto López zu fahren, woraufhin sich unsere Wege getrennt haben. Die Mädels + Julia, die schon vorher in Canoa war, sind eine Nacht in Manta geblieben. Die Fahrt von Manta nach Puerto López war atemberaubend: an wunderschönen Stränden, kleinen Dörfern, kargen Gegenden und fast tropischen Wäldern vorbei. Zufällig hatten wir eines der beiden Zelte dabei, zufällig auch das einzige, das noch einigermaßen brauchbar war (nur die Tür hat gefehlt). Schonmal direkt am Strand gezeltet?
Tag 5: Heute sind wir nach Los Frailes gefahren, einem Strand, der etwa 20 Minuten von Puerto López entfernt liegt und der schönste Strand Ecuadors sein soll. Er liegt im Naturschutzgebiet Machalilla, weshalb der Eintritt strengen Vorschriften unterliegt. Dafür ist der Strand und das Meer fast paradiesisch. Abends ging es zurück , eine weitere Nacht am Strand campen. Puerto López an sich ist nicht besonders sehenswert, es ist nur ein kleines Fischerdorf mit einem netten Strand. Allerdings gehen von hier aus die meisten Touren zur Isla de la Plata, die 30km vor der ecuadorianischen Küste liegt und als Galápagos für Arme bezeichnet wird.
Tag 6: Das einzige, was Paty zu Montañita einfällt, ist:
"Sexo, drogas y rock'n'roll". Der perfekte Ort, um Silvester zu verbringen, dachten sich ungefähr 30 Freiwillige aus Quito und noch viele, viele andere mehr. Am 30. ging es also nach
Montañita, wo alle Freiwilligen zusammen und mit viiiiel zu vielen Kakerlaken in einem Hostel untergebracht waren. Das das niemals langweilig und schlaflos wird, könnt Ihr Euch sicher vorstellen.
Hier haben wir die Mädels auch kurz wieder getroffen. Diesen Tag sind wir zwar nach Montanita gefahren, haben den Tag über aber einen Zwischenstopp in Olón eingelegt, einer Bucht nebenan mit
schönem Strand, an dem die ganzen Amerikaner ihre Ferienhäuser haben.
Tag 7: Silvester!
Den Tag haben wir am Stand verbracht und den Surfern zugeschaut (Montañita hat die besten Voraussetzungen dafür). Zurück ins Hostel und erstmal ein bisschen schlafen, drei Hamburger verdrücken
und die traumhaften Säfte genießen (mal mit, mal ohne Alkohol). Zusammen haben wir im Hostel vorgeglüht und sind später an den Strand gelaufen, an dem sich unfassbar viele Menschen versammelt
hatten, um das neue Jahr zu feiern. Wie es in Ecuador Tradition ist, haben viele Leute Figuren aus Pappmaché verbrannt und so ein riesiges Lagerfeuer am Strand veranstaltet. Indem man die Figuren
verbrennt, verbrennt man alles schlechte des letzten Jahres und macht sich so bereit für das Neue.
Tag 8: Ungefähr so: halbtot im Hostel. Essen und
schlafen.Tag 9: Genug vom Hippi-/Surferdorf Montañita und auf in die große, weite Welt. Oder auch nur 4 Stunden weiter nach Guayaquil, der größten Stadt Ecuadors. Dort haben Kiwi, Pascal
und ich Tommy und seinen finnischen Kumpel hingebracht, die dort eine Nacht bleiben wollten. Wir hatten schon Bustickets nach Hause gekauft, sind aber noch ein bisschen mit den beiden Finnen
durch den malecón geschlendert, das ist sowas wie Guayaquil's Flusspromenade. Zu doof, dass wir zu spät los sind, dann kein Taxi gefunden haben und so unseren Bus verpasst haben. Halb so schlimm
wäre es gewesen, wenn nicht alle Busse restlos ausverkauft gewesen wären. Unsere einzige Hoffnung war ein Busunternehmen, dass nachts irgendwann den Schalter aufmachen und Tickets für den
einzigen Bus am nächsten Tag verkaufen würde.
Tag 10: Nach einer mehr oder weniger entspannten nacht am Busbahnhof haben wir es geschafft! Bustickets gekauft, auf geht's nach Quito.
So fängt eines der bekanntesten, spanischen Weihnachtslieder an, dass die letzten Wochen "Last Christmas"-mäßig hoch und runter gelaufen ist. Alle spielen verrückt, wollen unbedingt das perfekte Geschenk finden und ihre Weihnachtseinkäufe so früh wie möglich erledigt haben. Dass das nicht immer funktioniert zeigen die verzweifelten Menschenmassen, die am 24. immer noch durch die Einkaufszentren rennen. Aber keine Sorge, auch für die unkreativeren unter uns gibt es in jedem Supermarkt ein breites Angebot an Geschenkkörben, die mit Essen gefüllt sind. Sie sind, so habe ich den Eindruck, das beliebteste Weihnachtsgeschenk überhaupt. Vor allem nachts leuchten die von Weihnachtsschmuck gesäumten Straßen kunterbunt; nicht selten kann der Schmuck sogar singen, genau so wie die Plastikweihnachtsbäume. Echte gibt es leider kaum, weil sie verhältnismäßig viel zu teuer sind. Kaum erholt von den fiestas de Quito Anfang Dezember, jagt eine Weihnachtsfeier die nächste. Ständig kommen Firmen ins Projekt, die den Kindern Puppen, Fußbälle und Autos schenken, sodass die Kinder mittlerweile für die nächsten Jahre ausgestattet sind und sich auch kaum noch darüber freuen. Viel mehr Freude haben sie an den fundas de caramelos, das sind Tüten voll mit Süßigkeiten, die es zu Weihnachten in allen Größen und Preisklassen gibt. Auch wir Freiwilligen haben in Louise's Projekt eine Weihnachtsfeier organisiert, die allerdings mächtig schief gelaufen ist, weil sich der Diner's Club eingemischt hat und die ganze Feier an sich gerissen hat, um zu zeigen wie großzügig er doch ist.
Am 24. hat meine Gastfamilie wie auch in Deutschland üblich, Weihnachten gefeiert. Die ganze Familie und noch ein paar Freiwillige, die bei big mama gewohnt haben, sind abends bzw. nachts zum
Essen gekommen. Paty hatte sich schon Tage vorher Sorgen gemacht, dass es auch ja gut wird. Nach dem Essen musste sich Vincent als Weihnachtsmann verkleiden, um die Geschenke zu verteilen und die
Kleinen glauben zu lassen, dass es den Weihnachtsmann gibt. Im großen und ganzen war Weihnachten wie in Deutschland; der größte Unterschied war das fast sommerliche Wetter.
Wie sich das für Ecuadorreisende gehört, sind auch wir nach knapp vier Monaten Ecuador endlich nach Otavalo gefahren, da endlich die kaputte Straße repariert wurde (sie ist bei dem Erdbeben am
Anfang unseres Freiwilligendienstes kaputt gegangen). Otavalo ist eine Kleinstadt 110km nördlich von Quito mit etwa 50.000 Einwohnern, die von den drei Vulkanen Imbabura, Cotacachi und Mojanda
umgeben ist. Seit Jahrhunderten findet in Otavalo einer der bedeutendsten Andenmärkte statt, der heutzutage hauptsächlich Touristen aus aller Welt anzieht, die an den traditionellen, bunten
Handwerkswaren interessiert sind. Besonders samstags soll der Markt riesig sein. Mittlerweile werden auch viele aus Asien importierte Waren angeboten, weshalb man ein bisschen aufpassen sollte,
wo und was man kauft, wenn man die Gemeinden unterstützen möchte. Es ist nämlich einer der wenigen Orte, an dem die Einheimischen (indigenas) noch stolz auf ihre Herkunft sind, was man deutlich
an ihrem Erscheinungsbild und der traditionellen Kleidung sieht.
Schon geübt im Handeln, haben Manuela, Louise und ich am Sonntag das ein oder andere Schnäppchen und viele, schöne Sachen gekauft. Schade, dass wir auf dem Rückweg nach Deutschland wieder "nur"
46 Kilo mit ins Flugzeug nehmen dürfen. Am liebsten würde ich nämlich den ganzen Markt leerkaufen.
Ob Ihr es glauben könnt oder nicht, aber auch hier in Ecuador hat sich der Alltag mittlerweile eingeschlichen. Natürlich ist es nicht ganz so wie in Deutschland, weil trotzdem jeden Tag etwas Neues passiert- sei es ein Wort, das man endlich versteht, eine neue Bekanntschaft oder die tausendste fiesta der Salesianer, von der man vorher nichts wusste. Die Eindrücke werden auch nach vier Monaten nicht weniger, nur anders. Diesen Blogeintrag würde ich gerne dazu nutzen, Euch meinen festen Alltag ein bisschen zu beschreiben, weil ich meistens nur von meinen Wochenenden berichte.
Zwischen 6:40 und 6:50 Uhr stehe ich normalerweise auf, mache mich fertig und gehe als nächstes runter in die Küche, wo meistens schon ein riesiges, leckeres, fertig zubereitetes Frühstück aus Brot, Saft und Eiern von Paty auf mich wartet.
Um 7:30 Uhr verlasse ich das Haus und mache ich mich mit dem Metrobus auf den Weg zu meiner Arbeit im Stadtteil "La Marin", mit der ich um 8 Uhr anfange. Je nachdem wie die Busse fahren oder wie schnell ich es schaffe den Berg zu meinem Projekt zu bezwingen, kann es auch mal ein bisschen später werden.
Die Arbeit in meinem Projekt sieht folgendermaßen aus: je nachdem wann ich ankomme, sind die Schüler meistens schon auf dem Schulhof angetreten und nach Junge/Mädchen bzw. Klassenstufen getrennt,
aufgestellt. Das erfordert einiges an Disziplin, was den Kindern weniger gefällt, sodass viele diesen Teil auslassen, indem sie zu spät kommen. Während sie so aufgestellt sind, werden sie von
einem der Lehrer oder meinem Chef Wladimir begrüßt und über wichtige Neuigkeiten informiert, die die Schule betreffen. Manchmal kommt zusätzlich Pater Paco, der mit den Kindern eine kleine
"Relieinheit" macht; das Vater Unser fehlt aber an keinem Tag; wir sind ja schließlich in einem seeeehr katholischen Projekt! Jeden Montag wird zusätzlich die Nationalhymne von Ecuador und die
Hymne von Quito gesungen, bevor die Kinder gegen 8:15 Uhr in den Unterricht entlassen werden. Während des Unterrichts helfe ich der Lehrerin der zweiten Klasse bei ihrem Unterricht, was bei
unseren 13 Rabauken ganz schön anstrengend sein kann. Gegen 9:40 Uhr muss ich in den Speisesaal, um das refrigerio, einen Pausensnack bestehend aus colada oder Saft und etwas zu essen
vorzubereiten, das um 10:10 Uhr an die Kinder verteilt wird. Vorher heißt es für sie aber "a formarse", also sich wie morgens aufzustellen, damit alles geregelt abläuft. Nach dem refrigerio spüle
ich die Becher und Teller, die die Kinder vorher schon spülen mussten, nochmal (meistens mit der Hilfe einiger Schüler oder mit Freiwilligen von der Uni, die dort Sozialstunden leisten müssen)
bevor ich die Tische im Speisesaal für das Mittagessen decke. Wenn ich das geschafft habe, gehe ich bis 12 Uhr zurück in den Unterricht, um anschließend Saft und Suppe in die Gläser bzw. Teller
zu tun. Kaum bin ich damit fertig, kommen die hungrigen Kinder angestürmt und wollen wissen, was es zu essen gibt. Zu blöd, dass sie sich vorher zuerst aufstellen und eine Art Schlachtruf der
Salesianer rufen müssen, bevor sie den Speisesaal betreten dürfen. Sehr militärisch! Vor dem Essen wird natürlich gebetet. Zusammen mit den Lehrern verteile ich den Reis, Fleisch oder was es
sonst noch so gibt an die Schüler und passe danach auf, dass sie ihr Geschirr auch ja gut abspülen. Es kann schon vorkommen, dass manche ihre Teller drei mal abspülen, weil sie es nie richtig
machen. Ist das geschafft, kommen die Freiwilligen und Angestellten der meisten Salesianerprojekte Quito's ebenfalls zum Mittagessen in die UESPA, mit denen zusammen ich esse. Die anderen zu
sehen ist immer das Highlight des Tages. Weil es meinem Chef Wladimir nicht gefällt, dass wir gerne noch ein bisschen miteinander reden, müssen wir schnell wieder an die Arbeit, was für mich bis
14:30 Uhr bedeutet, im Unterricht zu helfen. Darauf folgen verschiedene AG's wie Tanz, Hip-Hop oder Trommeln, die bis 16 Uhr gehen. Mir ist es freigestellt, ob ich mitmachen oder zuschauen
möchte. Eigentlich war mein Plan, eine Fitness-AG zu gründen, allerdings ist die Rektorin der Schule ein bisschen eigenwillig und deshalb noch nichts daraus geworden. Um 16 Uhr gibt es nochmals
für alle dagebliebenen ein refrigerio, das ich vorbereiten und verteilen muss. Im Anschluss daran, um 16:30 Uhr ist mein Arbeitstag vorbei und ich darf nach Hause gehen. Es gibt allerdings auch
ein paar, wenige Tage, an denen ich nach dem Mittagessen in die Caleta fahre und dort bei der Hausaufgabenbetreuung helfe. An diesen Tagen arbeite ich mindestens bis 17 Uhr.
Nach der Arbeit treffen wir Freiwilligen uns manchmal, um shoppen oder Essen zu gehen oder Quito sonstwie unsicher zu machen. Ein wirkliches Hobby habe ich leider noch nicht gefunden, weil ich
nach einem Tag UESPA todmüde bin und nur noch ins Bett falle. Das ändert sich aber hoffentlich bald, weil man nicht weit weg von meinem Haus Kickboxen kann und eine Tanzschule garantiert auch
nicht weit entfernt ist.
Als "Fiestas de Quito" bezeichnet man die Zeit von Ende November bis zum 6. Dezember, dem Gründungstag Quito's. Während dieser Zeit gibt es überall in Quito Feste aller Art, Konzerte, die Königin von Quito wird gewählt und noch vieles mehr. Nicht nur, aber besonders zu den fiestas gibt es außergewöhnlich viele chivas, das sind kleine "Partybusse", die durch Quito düsen. An Board ist ein DJ oder sogar eine ganze Band und natürlich Alkohol. Eigentlich hätte auch ein kostenloses Konzert der Red Hot Chili Peppers stattfinden sollen, was leider abgesagt wurde. Stattdessen kam Sting, auf dessen Konzert wir allerdings nicht waren. Es wäre auch kostenlos gewesen, allerdings hätte man im Vorraus Karten abholen müssen, was wir nicht wussten.
Ich habe die fiestas zum einen in meiner Schule erlebt- einmal für die Kinder und einmal für alle Angestellten der Salesianer. Die Zeit wurde, so hatte ich den Eindruck, dazu genutzt, mit seinen Freunden zusammen zu sein und das Leben zu genießen und zu feiern. Auch am Wochenende haben wir bei strahlendem Sonnenschein ein paar Veranstaltungen besucht und uns dabei- wie könnte es am Äquator anders sein, einen Sonnenbrand geholt. Zuerst waren wir bei einer Parade im Parque Bicentenario, die einem Faschingsumzug in Deutschland gleicht und von verschiedenen Schulen organisiert wurde. Danach sind wir zu einem Festival im Parque Itchimbia, der in der Nähe meiner Arbeit liegt. Leider waren die Bands ausschließlich Hardrock-Bands, was uns nicht sonderlich gefallen hat. Müde wie immer, haben ein paar von uns sich abends noch aufgerafft in die Mariscal feiern zu gehen, woraus ein richtig cooler Abend mit richtig coolen Leuten geworden ist! Die besten Aktionen sind eben doch die spontansten.
Am Donnerstag haben gleich zwei ungewöhnliche Events stattgefunden: vormittags das Fest in der UESPA zu den fiestas von Quito, wobei sich alle wieder sehr viel Mühe gegeben haben. Die ganze Woche
schon wurde die Schule in blau-rot dekoriert, was die Farben der Flagge Quito's sind. Der Unterricht ist für die Kinder ausgefallen, stattdessen wurde von jeder Klasse ein Tanz, ein gesungenes
Lied oder etwas ganz anderes vorgeführt. Meine Klasse hatte einen Tanz einstudiert, bei dem ich ganz spontan, ohne die Choreo zu kennen, mittanzen musste, weil es an Mädchen gefehlt hat. Die
Lehrerin hatte das, glaube ich schon länger geplant, zumindest hatte sie "zufällig" ein Kleid für mich dabei (das eher einem Schlafanzug glich :D). Da hat natürlich keine Ausrede mehr gezählt.
Nach dem Mittagessen war die ganze Show vorbei und die Kinder durften ausnahmsweise früher nach Hause gehen.
Das zweite war ein Projekt von Johanna, Louise und mir. Wie es in Deutschland so üblich ist, wollten wir Weihnachtsplätzchen und Kokosmakronen backen, weil es das in Ecuador weniger gibt. Wäre
doch cool, das mit den Kindern zu machen, dachten wir uns. Aus dem Grund sind wir drei nach dem Mittagessen alle in die Caleta, um mit den Kindern die Weihnachtsbäckerei zu starten. Mit bunten
Streuseln verziert oder mit bunt gefärbtem Teig- den Kindern hat alles gefallen, sogar die deutschen Weihnachtslieder. Eins meinte sogar, dass es das erste mal sei, dass er backe. Wir hatten
superviel Spaß, auch wenn uns ab und zu das Mehl zu einer kleinen Mehlschlacht verlockt hat und wir danach putzen mussten.
Der Panecillo, was auf deutsch etwa Brötchen bedeutet, ist der Hausberg von Quito. Er liegt nochmals ca. 200 Meter höher als das restliche Quito und damit auf 3025 Metern über dem Meeresspiegel.
Es gibt zwei Wege, um auf den Panecillo zu gelangen: mit dem Taxi oder zu Fuß die knapp 900 Stufen hinauf (was allerdings nicht empfohlen wird, weil der Weg ziemlich gefährlich ist). Wir haben
nichtsdestotrotz die zweite Variante gewählt und sind nach einer Weile erschöpft und heile angekommen. Oben steht eine riesige Statue, die Virgen von Quito, die als einzigste Schutzpatronin mit
Flügeln dargestellt wird, worauf die Quitenos sehr stolz sind. Außerdem hat man einen unglaublichen Blick über Quito!
Nach schier endlosen Diskussionen mit der ecuadorianischen Organisation über meinen Gastfamilienwechsel, durfte ich heute endlich in meine neue Gastfamilie ziehen. Um Punkt sieben wurde ich von meiner alten Gastmama rausgeschmissen-wortwörtlich! und ins Taxi gesetzt. "Endlich" war das einzige, was ich dachte. Nach allem, was passiert ist, wollte ich einfach nur noch dort weg.
Mein neues Zuhause ist bei Paty und ihrem erwachsenen Sohn David, der auch im Haus wohnt. Außerdem hat sie noch zwei weitere Söhne, die allerdings nicht mehr zu Hause wohnen. Ergänzt wird die Familie durch Shereen, einer anderen deutschen Freiwilligen, die noch bis Januar hier wohnt und Sandra, einer Praktikantin aus Schweden. Fast hätte ich es vergessen: alle Freunde von Paty alias big mama, die ein und ausgehen, gehören natürlich auch zur Familie; vor allem ihre beste Freundin Rachel, die im Nachbarhaus wohnt. Das coole hier ist, dass immer wieder Freiwillige aus allen Ländern kommen und gehen, sodass man Leute aus aller Welt kennenlernt. Das Haus ist riesig und hat eine Dachterasse, von der aus man fast über ganz Quito blicken kann!
Als ich angekommen bin, war Paty leider nicht da, dafür hat mir Shereen mein Zimmer gezeigt und ich konnte endlich, nach drei Monaten zum ersten Mal meine Koffer auspacken. Ich wusst gar nicht, dass ich so viele Sachen dabei habe und war erstaunt über den ein oder anderen Fund. Zusammen haben wir Frühstück gemacht, danach hieß es für mich weiter das Zimmer einzurichten. Es ist winzig, erinnert an die Harry-Potter-Kammer und bestand nur aus einem Bett und einem Wandschrank, aber es ist total gemütlich. Als Paty nach Hause kam, wurde ich sofort von ihr und ihren Kindern herzlich begrüßt wie ich es mir von meiner alten Gastfamilie nur hätte erträumen können. Sofort habe ich mich hier willkommen gefühlt. Immer wieder kam jemand in mein Zimmer, hat gefragt, ob alles gut ist und ob ich noch etwas brauche. Irgendwo haben sie ein Regal aufgetrieben, das sofort über meinem Bett montiert wurde und Nägel in meine Tür gehauen, damit ich noch mehr Stauraum habe. Noch nie habe ich in meiner Gastfamilie so gegessen: an einem Tisch mit lustigen Leuten, die miteinander reden statt zu schweigen und dabei Fernseher zu schauen. Sogar das Abspülen ist witzig, sodass es überhaupt kein Problem ist, dass es zu den Pflichten von uns Freiwilligen gehört.
Noch dazu ist das Leben bei Paty typisch ecuadorianisch. Sie hat nicht viel Geld, aber ein großes Herz. Duschen sollte man zu bestimmten Tageszeiten lieber nicht, weil es gut möglich ist, dass
kein Wasser aus der Leitung kommt und/oder es eiskalt ist. Die Elektrodusche verpasst einem wohl jedes Mal einen leichten Stromschlag, wenn man sie einschaltet. Genau das wollte ich- ein Leben
anders als mein Leben in Deutschland.
Endlich, endlich bin ich in meinem ecuadorianischen Zuhause angekommen :)
Wie könnte es auch anders sein, haben wir dieses Wochenende wieder einen kleinen Teil Ecuadors kennengelernt- genauer das kleine Dörfchen Mindo, das etwa zwei Stunden westlich von Quito liegt.
Bekannt ist Mindo für seine Nebelwälder im Naturschutzgebiet Mindo-Nambillo, das von hohen Bergen, tiefen Wäldern und zahlreichen, klaren Flüssen und Wasserfällen geprägt ist.
Angekommen in Mindo, bei endlich wieder warmen Temperaturen von etwa 25 Grad, haben wir ein wunderschönes Hostel, das "Casa de la Cecilia" gefunden, das fast einem Baumhaus gleicht (nur, dass es
kein Baumhaus ist). Komplett aus Holz gebaut, mit süßen, kleinen, gemütlichen Zimmern und einem kleinen Garten, indem man Kolibris beobachten kann. Gleich an der Rezeption wurde uns erzählt, was
wir alles für Ausflüge machen können. Lange gefackelt haben wir nicht und uns für Tubing entschieden, was bedeutet auf riesigen, zusammengebundenen Schwimmringen den Río Mindo hinunter zu raften.
Hört sich spannender an, als es war... der Fluss hatte keinen besonders hohen Wasserstand, sodass uns unser Guide immer anschubsen musste, weil wir gefühlt alle zehn Meter zwischen den Steinen
stecken geblieben sind. Lustig war es trotzdem und man konnte außerdem die Natur vom Fluss aus bestaunen. Hungrig sind wir auf ein vegetarisches Restaurant gestoßen, das ausschließlich von
Männern betrieben wurde. Wir konnten ihnen dabei zuschauen wie sie unsere Hamburger und die Pommes zubereiteten. Nur eines fiel uns dazu ein: Männer-WG! So chaotisch wird in vermutlich keinem
anderen Restaurant der Welt gekocht. Trotzdem gab es dort die besten Pommes unseres Lebens. Als Nachtsch haben wir uns ein "helado de paila" gegönnt, das von Hand in einer Messingschüssel
angerührt wird. Unglaublich lecker, vor allem Maracuja & Mora! Müde von der anstrengenden Arbeitswoche, der Reise und dem Essen haben wir uns erstmal ins Bett gelegt und 'ne Runde geschlafen.
Am nächsten Morgen haben wir die vier Kilometer zum Mariposario zu Fuß zurückgelegt und konnten als Belohnung wunderschöne Schmetterlinge der Region anschauen, die dort gezüchtet werden. Manche
haben sich sogar auf die Hand nehmen lassen. Zurück nach Mindo getramped, sind wir schon wieder nach Hause nach Quito gefahren.
Fazit: Mindo ist der bisher schönste Ort, den ich in Ecuador gesehen habe. Klein und ruhig, perfekt zum Entspannen, aber auch um lange Wanderungen zu unternehmen und actionreichere Unternehmungen
zu machen. Wir werden auf jeden Fall wieder kommen, vor allem weil der Weg dorthin vergleichsweise kurz ist.
Gemütlich haben Johanna, Julia, Louise und ich uns am Samstag auf den Weg nach Lasso gemacht, dem winzigen Dorf, in dem Vincent wohnt und arbeitet. Vorher waren wir in Latacunga auf dem Markt für unser Abendessen einkaufen und haben nach Stoffen gesucht. Unser Plan war ursprünglich nämlich, am New Balance Ambato Energy Run über 6km teilzunehmen. Damit niemand bemerkt wie unfit wir sind, wollten wir das ganze in Pacman-Kostümen bzw. den Pacman-Geister-Kostümen machen. Als Ablenkung sozusagen. Bis spät in die Nacht haben wir an unseren Verkleidungen genäht und gebastelt. Die Arbeit hat sich gelohnt, sie sind richtig schön geworden! Dummerweise haben wir vergessen, den Wecker für Sonntag zu stellen und haben deshalb knallhart verschlafen. Um 4:30 Uhr hätten wir aufstehen müssen, weil der Lauf in Ambato schon um 7 Uhr beginnen sollte. Da Ambato etwa eine Stunde von Lasso liegt und wir von Vincent's Projekt eine halbe Stunde zur Straße laufen müssen, hat das leider nicht mehr hingehauen. Nach Ambato gefahren sind wir trotzdem, weil es nicht untypisch für Ecuador gewesen wäre, hätte der Lauf doch später begonnen. Falsch gedacht! Als wir angekommen sind, waren alle Läufe schon durch, weshalb wir uns verschlafen in ein Fastfood-Restraurant gesetzt und dort gefrühstückt haben.
Für Ecuador ungewöhnlich schnell wurde der Plan umgesetzt, dass ich mit Orfa, der Sozialarbeiterin, Familien besuchen gehe. Ganz spontan nach dem Mittagessen, wurde ich gefragt, ob ich denn nicht Lust hätte, gleich mitzukommen. Gesagt, getan.
Mit einer unserer Schülerinnen sind wir zu ihrer Familie nach Chillogallo gefahren, das zwar noch zu Quito gehört, aber um einiges ländlicher liegt. Mit jedem Kilometer, den wir gefahren sind, ist die Gegend spürbar ärmer geworden. Die Häuser sahen weniger gepflegt aus, auf den Straßen hat sich mehr Müll gesammelt. Angekommen, hat uns das Mädchen zu ihrem Haus geführt. Wir würden es wohl eher als "Hütte" bezeichnen. Die Wände bestanden zum Teil aus Stein, zum Teil aus alten, zusammengewürfelten Holzbrettern. Der Fußboden ist kalter, unebener Beton. Wellblech dient als Dach. Stromleitungen waren notdürftig an den Deckenbalken befestigt. Ein Klo und fließendes Wasser konnte ich nicht gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Haus bei den fast täglichen Gewittern viel Schutz bietet. Geschockt war ich vor allem, als ich erfahren habe, wieviele Leute dort leben. Nicht nur eine, gleich drei verwandte Familien. Aber das ist alles, was sie haben- das Haus und ihre Familie.
Als ich den Grund für unseren Besuch erfahren habe, war ich umso mehr geschockt: ein eineinhalbjähriges Kind ist diese Woche in einer Art Wassertank am Haus ertrunken, als seine noch fast jugendliche Mutter im Haus aufgeräumt hat. Wir haben dabei zugesehen wie das Kind von der Familie für die Beerdigung morgen vorbereitet wurde und sichergestellt, dass alle UESPA-Kinder am Montag wieder zum Unterricht kommen.
Es verdammt hart zu sehen wie einige meine Kinder leben. Gleichzeitig bin ich jedoch sehr froh darüber, dass ich die Möglichkeit dazu habe, weil ich sie so viel besser verstehen kann. Außerdem, weil die Familie, in der ich lebe versucht, den Anschein eines "heilen Ecuadors" zu wahren, das zwar in manchen Teilen existiert, aber genauso existiert die krasse Armut, von der sie absolut nichts wissen will.
Fast jede Woche haben die Mitarbeiter der Salesianer reuniónes, das sind Versammlungen, in denen über wichtige oder meistens unwichtige Dinge wie die letzten Fußballergebnisse des
Salesianer-Fußballtuniers gequatscht wird. Ab und zu fahren sie dafür sogar in weit entfernte Städte wie Guayaquil oder San Lorenzo. Meistens, so haben wir Freiwilligen das Gefühl, dienen die
reuniónes einfach nur dazu, wertvolle Arbeitszeit zu schinden (zumindest bei den Salesianern wird das Arbeiten so oder so entspannt gesehen), gemütlich bei Kaffee zusammen zu sitzen und zu
plaudern. Das hätten wir auch gerne mal! Heute kamen wir Freiwilligen endlich in den Genuss einer reunión eigens für uns, in der wir mit Wladimir in der Caleta darüber gesprochen haben, wie es
uns in unseren Projekten geht und was uns stört. Gleichzeitig hat er uns erzählt, dass wir ab Januar die Chance haben, mit ihm die Salesianer-Projekte in anderen Städten zu besuchen und zugleich
Ecuador ein bisschen besser kennen zu lernen. Das allerbeste war aber definitiv, dass wir die letzten zwei oder drei Arbeitswochen in anderen Projekten leben und arbeiten dürfen! Auch an meiner
Arbeit in der UESPA wird sich in Zukunft ein bisschen was ändern: ich werde einmal in der Woche eine Fitness-AG leiten und mit der Sozialarbeiterin die Familien meiner Kinder besuchen. Darauf
freue ich mich schon! :)
Am Samstagmorgen habe ich mich auf den Weg nach Latacunga gemacht, eine Kleinstadt südlich von Quito, in der normalerweise nicht viel los ist. Lediglich im September und November anlässlich des Festes "mama negra", was auf deutsch "schwarze Mama" bedeutet, verwandelt sich die Stadt völlig. Auf den Straßen gibt es riesige Umzüge, die Leute tanzen in bunten Kostümen, singen, trinken. Kurz gesagt: sie haben Spaß. Das "mama negra" in der ersten Novemberwoche findet anlässlich der Unabhängigkeit von Latacunga statt. Am Anfang von allem steht die Statue der Virgen de las Mercedes, die Latacunga schon mehrmals vor den Vulkanausbrüchen bzw. dem Zorn des Cotopaxi beschützt haben soll. Die Bewohner übersehen dabei irgendwie, dass der Cotopaxi die Stadt allerdings schon dreimal völlig zerstört hat. Die wichtigste Person des Festes ist die "mama negra", die von einem schwarz verkleideten Einheimischen dargestellt wird. Mein Reiseführer sagt dazu: "Nach einer von mehreren Legenden, soll einmal ein Priester, der die Marienprozession ausrichtete, es an ausreichend Essen und Getränken habe fehlen lassen, woraufhin ihm in der Nacht eine schwarze Frau erschien, die ihn ob dieser Nachlässigkeit beschimpfte. Dieses Erlebnis erschreckte den Priester und die Einwohner der Stadt und deshalb fügten sie der Prozession eine neue Figur hinzu." Weiter gibt es zum Beispiel die "Huacos" (Hexen) in weißen Kostümen, die sich Leute aus der Menge aussuchen (meistens Frauen oder Ausländer) und mit ihnen eine rituelle Reinigung durchführen. Auch ich wurde dreimal "Opfer" dieser Reinigung. Wenn sich die Huacos eine Person ausgesucht haben, umkreisen sie und blasen Rauch auf diese. Zum Schluss wird man mit aguardiente, einem Zuckerrohrschnaps angespuckt. Zusammen war ich dort mit Vincent und Laura, die ich seit unserem Sprachkurs ganz am Anfang nicht mehr gesehen habe, weil sie in Lasso, einem Dorf oder man sollte besser sagen, einer Kreuzung in der Nähe von Latacunga wohnen.
Der Tag heute war ziemlich entspannt, ich bin mit Louise und Georg in der Mariscal unterwegs gewesen & habe den ecuadorianischen Subway ausprobiert.
Es war die schönste Zeit- das beschreibt mein letztes und bisher schönstes Wochenende in Ecuador perfekt. Mal wieder (nein, ich beschwere mich nicht darüber ;)) hatten wir ein verlängertes
Wochenende, was Georg, Pascal, Tommi, Louise, Lisa und ich genutzt haben, um nach Baños zu fahren. Baños ist eine Kleinstadt in der Nähe des sehr aktiven Vulkans Tunguaruha in Richtung des
Amazonasbeckens und aufgrund der unvorstellbar vielen Möglichkeiten, die man vor Ort hat, einer der touristischsten Orte Ecuadors.
Das Wochenende hat schon mit einem kleinen Abenteuer angefangen, denn unser Bus fuhr um 6:40 am Busbahnhof Quitumbre los, der südlich von Quito liegt; also etwa 1,5 Stunden von meinem Haus. Da samstags so früh noch keine Busse fahren, bin ich mit dem Taxi zu den Naciones Unidas gefahren, um mich mit Louise zu treffen und zusammen im Taxi zur Caleta zu fahren, um die Jungs abzuholen, die von der vergangenen Nacht noch ein kleines bisschen ko waren. Weiter ging's im mittlerweile dritten Taxi zum Bahnhof. Es war allerdings schon so spät, dass wir unseren Bus fast verpasst hätten und Tommi und Lisa schon leicht panisch am Bahnhof gewartet haben. Nach einer reibungslosen Busfahrt waren wir ziemlich überfordert mit dem Angebot in Baños. Sollten wir raften gehen, reiten, in die Thermen oder doch lieber eine Tour durch den nahen Regenwald von Puyo machen? Die Entscheidung war schwer! Letztendlich haben wir am Samstag nach langem Überlegen Fahrräder gemietet und sind die Route der Wasserfälle 20km (glücklicherweise meistens bergab) gefahren, um zum wohl spektakulärsten Wasserfall, dem Pailón de Diablo zu gelangen. Den Namen hat er von einem riesigen Stein, der angeblich wie ein Teufel geformt sein soll. Ein kleines Stückchen zu Fuß durch den Wald führt ein Weg zum Wasserfall, den man schon von weitem hören konnte. Sogar hinter den Wasserfall konnte man gehen- allerdings war man danach klitschnass. Zurück ging es mit einer Art LKW, der als Taxi für all die faulen Fahrradfahrer wie uns dient. Zusammen mit zwei Freundinnen von Georg, die eigentlich in Cuenca wohnen, waren wir abends in dem wunderschönen Restaurant "Casa Hood" Gemüselasagne essen.
Am Sonntag ging es beeindruckend weiter. Mit unserem coolen Guide, der uns eine ganze Menge zeigte und bewaffnet mit Gummistiefeln sind wir in den Regenwald von Puyo gefahren. Unser erster Halt war in einer kleinen Fischzucht, wo wir die größte Fischsorte weltweit anschauen konnten und sogar gefüttert haben- mit Fisch natürlich. Angeblich können die Arapaima in freier Wildbahn bis zu 5 Meter lang und 30 Jahre alt werden. Unsere waren zum Glück noch Babys und "nur" einen Meter lang. Der weitere Weg unserer Tour führte uns zu einem kleinen Dorf mit indigener Bevölkerung, wo wir uns anmalen lassen, uns mit dem Blasrohr versucht & ein typisches Getränk probiert haben. Nach dem Mittagessen sind wir zu einem Ort gelaufen, an dem wir fast wie Tarzan auf einer Liane 20 Meter über dem Abgrund schaukeln konnten. Wie das in Ecuador so ist natürlich ohne auf irgendeine Art & Weise gesichert zu sein. Nachdem ich meine Höhenangst überwunden hatte, war es ein wahnsinniges Gefühl über den Wald zu schweben! Eigentlich hätten wir dort auch Krokodile sehen sollen, die haben sich aber leider zu gut versteckt. Stattdessen hatten wir eine Boa Constrictor um den Hals, die davon irgendwie nicht sonderlich begeistert war ständig gefaucht hat. Weiter ging es zu einer kurzen Kanutour und danach zu dem Wasserfall "Hola Vida". Auf dem Weg dorthin haben wir uns etwa eine Stunde durch den Dschungel und durch Bäche gekämpft (jetzt wussten wir endlich, wozu die Gummistiefel gut sein sollten), wobei uns unser Guide einige spannende Sachen erzählt und gezeigt hat. Beispielsweise das Sangre de Dragon (Drachenblut) aus einem Baum, das Wunden anscheinend schneller verheilen lässt. Außerdem hat er uns Termiten und Ameisen gezeigt, die nach der Pflanze schmecken, in der sie leben. Ja, ich hab sie auch probiert und es schmeckt gar nicht so schlecht! Schlussendlich sind wir am erstaunlich warmen Wasserfall angekommen, unter dem wir einige Zeit gebadet haben, bevor es zurückging. Soviel dazu, niemals in natürlichen Gewässern baden gehen zu sollen. Weil das Essen so lecker war, sind wir nochmal in dasselbe Restaurant wie am Tag vorher gegangen. Zu müde zum feiern, sind wir in einer kleinen schweizerisch-ecuadorianischen Bar mit Band gelandet. Angefühlt hat es sich wie eine Jam-Session im Wohnzimmer, weil jeder mal gesungen oder gespielt hat.
An unserem leider schon letzten Tag sind wir zum Casa de Arbol gefahren, an dem man schaukeln und- viel eher spektakuläre Bilder machen kann, weil es von der Seite aussieht als würde man fliegen.
Zum Mittagessen gab's cuy (Meerschweinchen) und Melcocha, eine süße Spezialität aus Baños bevor wir viel zu früh wieder nach Quito zurückkehren mussten.
Don Rúa, wer ist das? Genau das habe ich mich gestern auch gefragt, als mir mittgeteilt wurde, dass heute zu Ehren Don Rúas ein Fest in der UESPA stattfinden würde. Michael Rúa war der zweite
Generaloberer der Salesianer Don Boscos und gilt außerdem als der erste Salesianer. Der Halbweise traf mit acht Jahren erstmals auf Don Bosco und wurde fortan von ihm unterstützt und unter
anderem auch dazu ermutigt, Theologie zu studieren. Nach dem Tod Don Boscos verbreiteten sich die Salesianer unter seiner Leitung auf der ganzen Welt. Heute gibt es in 132 Ländern etwa 15500
Salesianer; sie zählen somit zu einer der größten Ordensgemeinschaften weltweit.
Das alles hat die Kinder vermutlich nicht so sehr interessiert, das wichtigste für sie war, dass wegen der fiesta den ganzen Morgen der Unterricht ausfällt. Stattdessen wurden die Eltern
eingeladen und die Kinder haben vorgeführt, was sie in den letzten Wochen in den AG's gelernt haben. Marimba, ecuadorianischer Tanz, trommeln, Gitarre und Zirkus war dabei. Nach dem Mittagessen
ging es ganz normal mit Unterricht weiter, was den Kindern weniger gut gefallen hat.. wie auch immer, die fiesta war eine willkommene Abwechslung für uns alle!
Am Samstag habe ich den Tag genutzt, um mir die historische Altstadt von Quito anzuschauen, wozu ich bisher leider nicht wirklich gekommen bin, obwohl ich dort jeden Tag arbeite. Seit 1978 ist
sie UNESCO Weltkulturerbe und man muss sagen, dass es dort wirklich ein paar schöne Ecken gibt. Nichtsdestotrotz ist es ein ziemlich harter Kontrast, denn außerhalb der "Tourimeile" ist die
Altstadt einer der ärmsten und auch gefährlichsten Teile Quitos.
Auf dem Weg zum Mueso de la Ciudad bin ich zufällig auf einen Hinterhof gestoßen, indem drei Künstler jeweils zu dem Feiertag Día de Muertos/Difuntos nächste Woche kreativ geworden sind. Was genau ihre Kunstwerke darstellen, weiß ich leider nicht mehr, aber sie waren wirklich gut gemacht! Danach bin ich in einer panadería (Bäckerei) auf guaguas de pan gestoßen, das sind Puppen aus Brot, die auch typisch für den kommenden Feiertag am 2. November sind und total lecker schmecken. Dazu gibt es ein Getränk namens colada morada, was so ähnlich wie Kinderpunsch aussieht und aus verschiedenen Früchten besteht. Das war der letzte Zwischenstopp auf meinem Weg zum Museo de la Ciudad, in dem man viel über die Geschichte von Quito und das ehemalige Krankenhausgebäude, in dem sich das Museum befindet, erfahren hat.
Abends war ich mit meiner Gastschwester in der Strandbar "Azuca Beach" im Partyviertel Mariscal und später noch mit Pascal und Kiwi aus Österreicht in einem Club feiern. Dabei habe ich irgendwie
(ich weiß nicht wie) meine ganze Tasche verloren. Am schlimmsten sind die fehlenden Hausschlüssel, obwohl sich meine Gastfamilie dazu noch nicht wirklich geäußert hat. Seitdem bietet mir die
Caleta wie den dort lebenden Kindern unterschlupf, weil ich ohne Schlüssel nach der Arbeit nicht ins Haus komme und warten muss, bis meine Gastschwester nach Hause kommt.
Die letzte Woche war nicht besonders ereignisreich. Schon eine ganze Weile schleppe ich eine Erkältung mit mir rum, die mich die letzten Tage ziemlich erwischt hat, sodass ich Mittwoch & Donnerstag zu Hause war und nicht gearbeitet habe. Am Freitag ging es mir definitiv nicht besser, aber ich bin vormittags arbeiten gegangen, um mittags zur Schulärztin zu gehen, die mir ein paar Medikamente gegeben und mich direkt nach Hause geschickt hat. Mittlerweile geht es bergauf, ich war gestern Abend sogar schon wieder unterwegs. Zuerst habe ich mir für unglaubliche 13 Dollar einen Helix stechen lassen. Darauf bin ich stolz, weil ich beim letzen Gang zum Piercer noch gekniffen habe, dabei hat es überhaupt nicht weh getan. Anschließend sind wir (Johanna, Johanna, Julia und ich) in einem indischen Restaurant gewesen und haben das abwechslungsreiche, gut gewürzte Essen genossen. Normalerweise kommt hier nur minimal Salz und haufenweise Koriander zum Einsatz, habe ich den Eindruck, was alles irgendwie gleich schmecken lässt. Eigentlich war der Plan danach ins Kino zu gehen, was Johanna & Julia auch gemacht haben; Johanna und ich haben uns dagegen entschieden, weil wir alle laufenden Filme schon gesehen hatten oder sie uns nicht interessiert haben.
Was ich letzte Woche vor allem zu schätzen gelernt habe ist, was ich zu Hause in Deutschland habe. Es wäre jemand da gewesen, der mir Tee und Essen macht, sich kümmert und sich mein Gejammer den ganzen Tag anhört. Hier dagegen hat es niemanden interessiert, dass es mir schlecht geht. Außer einer Packung Kekse zum Frühstück gab es nichtmal Essen im Haus (meine Gastfamilie steht auf Fastfood) und hätte ich nicht für mich selbst eingekauft, wäre das auch so geblieben. Nichtmal zum Geburtstag von meiner Gastmama wurde ich eingeladen. Man merkt eben doch, dass man nicht zur Familie gehört.
Anlässlich des des Unabhängigkeitstages von Guayaquil (Independencia de Guayaquil) gibt es jedes Jahr einen Feiertag in Ecuador, der dieses Jahr glücklicherweise auf einen Freitag fiel. Die meisten Ecuadorianer nutzten das verlängerte Wochenende um zu verreisen (meistens an die Küste), so auch Julia, Johanna und ich. Die Entscheidung wohin es gehen sollte, war schnell gefällt: ans Meer, dorthin wo es endlich mal wieder richtig warm ist (nicht nur scheinwarm wie in Quito). Unser Reiseziel, eine kleine Stadt namens Atacames war ebenfalls schnell gefunden, weil es mit 350 Kilometern Entfernung der von Quito aus näheste Strand ist. Am Donnerstag direkt nach der Arbeit haben wir uns getroffen, um gemeinsam zum Busbahnhof Quitumbre ganz im Süden von Quito zu fahren. Von dort aus wollten wir einen Nachtbus nehmen. Fast wäre unser Vorhaben am Bahnhof gescheitert, weil so viele Leute das Wochenende außerhalb von Quito verbringen wollten, dass so gut wie alle Busse restlos ausverkauft waren und wir nur mit viel Glück noch Platz nach Atacames gefunden haben. Um die Stunden bis zu unserer Abfahrt um 23 Uhr zu überbrücken, sind wir ins Quicentro Sur gefahren, um zu essen und Proviant für die Fahrt zu kaufen. Nach 7 Stunden im Nachtbus sind wir gegen 6 Uhr endlich in Atacames angekommen, wo wir glücklicherweise sofort in unser reserviertes Hostel einziehen konnten und erstmal ein bisschen Schlaf nachgeholt haben.
Mittags hat es uns an den Strand getrieben, wo wir sofort angesprochen wurden, ob wir denn nicht Lust hätten eine kleine Bootstour zu den Walen zu machen. Nach einer kurzen Verhandlung über den
Preis, wurden wir sofort in Rettungswesten gesteckt und los ging's. Sehr vertrauenserweckend sah das Boot nicht aus und nach deutschem Standard wäre es bestimmt schon längst ausgemustert worden-
Rost überall und ein Motor, der ab und zu mitten im Nirgendwo den Geist aufgibt. Aber solche Aktionen machen unser Abenteuer Ecuador aus. Was wir vorher nicht wussten ist, dass sich die Wale nur
zu bestimmten Monaten in der Nähe der Küste aufhalten, weshalb wir erstmal etwa 1,5 Stunden damit verbracht haben, bis wir überhaupt welche gefunden hatten. Ziemlich beeindruckend! So groß hätten
wir sie uns nicht vorgestellt. Nach einer rasanten Heimfahrt, die uns gefühlt ab und zu fast das Leben gekostet hätte, sind wir klitschnass und lebendig wieder am Strand angekommen. Anschließend
haben wir einen kurzen Strandspaziergang zu einem Ort gemacht, an dem anscheinend Affen in den Bäumen hätten sitzen sollen... wir haben sie leider nicht gesehen.
Den Samstag haben wir zum Chillen am Strand genutzt, um von dem Stress in unseren Projekten Abstand zu gewinnen. Wie wir schon vorher gelesen haben ist Atacames wirklich nicht der schönste
Strand, aber für einen Wochenendtrip ist er perfekt. Abends haben wir uns zum Abschluss in eine der vielen Strandbars gesetzt und Cocktails getrunken.
Am Sonntag mussten wir leider (viel zu früh) schon um 11 Uhr wieder mit dem Bus zurück nach Quito fahren. Trotz unserem frühen Aufbruch bin ich erst gegen halb 9 wieder zu Hause
gewesen.
In unserem Hostel "Chill Inn" gibt es eine Gemeinschaftsküchte, die wir sofort zum ausgiebigen Kochen aller Dinge genutzt haben, die uns in den letzten Wochen gefehlt haben. Reis hat nicht dazu
gehört, dafür Nudeln, viel Gemüse und Obst und sogar ein Glas Nutella haben wir uns gegönnt, was hier leider übertrieben teuer ist. Was wir nicht bedacht haben ist, dass der Strand unter 1700
Metern liegt, weshalb wir jetzt überall Mückenstiche haben, die höllisch jucken und im Vergleich zu denen in Deutschland riesig sind.
Dieses Wochenende hat mich ein zweites Mal nach Papallacta geführt. Allerdings nicht in den Cayambe-Coca Nationalpark wie letztes Mal, sondern in die Thermen, die von den schneebedeckten Vulkanen
Cayambe und Antisana gespeist werden. Das heiße, hydrothermale Wasser wird in verschieden große Becken mit unterschiedlichen Wassertemperaturen zwischen 36°C und 70°C geleitet. Da die heißen
Quellen vorher durch viele geologische Schichten fließen, sind sie zudem reichhaltig an verschiedenen Mineralien, weswegen ihnen unter anderem eine heilende Wirkung zugesagt wird. Nachdem wir
festgestellt haben, dass wir aufgrund unserer Haut- und Haarfarbe ziemlich angestarrt werden (das ist ziemlich nervig!) und uns so mancher Ecuadorianer am liebsten sofort geheiratet hätte, haben
wir uns ein kleines, abgelegeneres Becken gesucht, an dem wir den Tag entspannt verbracht haben. Wie das in Ecuador so ist, haben wir uns trotz des bewölkten Himmels sofort einen Sonnenbrand
zugezogen. Wert war's das auf jeden Fall... wo sonst hat man die Möglichkeit in heißem Wasser zu entspannen und dabei einen solchen Ausblick zu genießen? Der Fluss im Hintergrund war übrigens das
Gegenteil- arschkalt.
Heute war ich mal wieder mit Johanna unterwegs und wie es anders nicht sein könnte, haben wir natürlich Quito unsicher gemacht. Getroffen haben wir uns am Parque Bicentenario; dem ehemaligen Flughafen von Quito, der 2013 zu einem Park umgestaltet wurde. Auf der Lande- bzw. Startbahn findet man viele Fahrradfahrer, die das ebene Gelände in ihrer Freizeit nutzen. Sonntags ist sogar ein Teil der Straße zum Park für Autos gesperrt, sodass man ungestört fahren kann. Uns hat es hingegen zum ehemaligen Flughafengebäude gezogen, wo es für 5 Dollar Eintritt einen Markt mit ausschließlich in Ecuador hergestellten Lebensmitteln gab, die man natürlich auch alle probieren durfte. Der hammer, vor allem die Schokolade und der Käse! Am weitesten verbreitet ist hier nämlich ein Käse, der sich Mozarella nennt, allerdings die Konsistenz von Autoreifen bzw. Gummi hat und nach nichts schmeckt. Später sind wir noch ein bisschen shoppen gewesen, was hier übrigens extrem teuer ist! Gegönnt habe ich mir ein Oberteil für's Fitness, um meine Motivation zu steigern; wir müssen unbedingt mit Sport anfangen, weil wir durch das viele Essen unglaublich fett werden. Außerdem geht's nächste Woche an den Strand und unsere Figuren sind noch nicht bikinireif.
Auch letzte Woche ist wieder einiges passiert, von dem ich Euch in diesem Blogeintrag berichten möchte.
Am Donnerstag hieß es "Überraschung", zumindest für eine von uns, denn Johanna wurde auch endlich 18, was wir mit einer Überraschungsparty- sie ahnte wirklich nichts, in einem Irish Pub in la Mariscal, auch Gringolandia genannt, gefeiert haben. Sie hat sich riesig gefreut und wir hatten einen seeehr lustigen Abend gemeinsam, wobei unter anderem auch die Bilderreihe "Bilder, die nicht existieren sollten", entstanden ist (ich weiß noch nicht, ob ich die hier veröffentlichen sollte).
Der Samstag fing schon sehr früh an, besser gesagt um 4:45 Uhr, weil wir Salesianer-Freiwilligen nach Ambato gefahren sind, um dort die nationalen und internationalen Freiwilligen aus Cuenca,
Ambato und Guayaquil kennen zu lernen und mehr über die Salesianer zu erfahren, was dank unseres superguten Spanisch mal mehr, mal weniger gut geklappt hat. Dazu kam natürlich, dass ich mich für
die meistens katholischen Programmpunkte nicht sehr begeistern konnte. Ausgeglichen wurde das aber durch die coolen Leute, die wir kennen gelernt haben. Damit wir auch ja nicht vergessen zu
welchem Projekt wir gehören, haben wir die komplette "Fanausstattung" der Salesianer bekommen- von Blöcken über Westen und T-Shirts war alles dabei. ¡Viva Proyecto Salesiano Ecuador! Die
nationalen Freiwilligen und Angestellten sind sehr stolz darauf, in einem Projekt der Salesianer zu arbeiten.
Völlig übermüdet von dem vielen Programm haben Johanna, Felix, Kiwi, Pascal und ich uns am Montagmorgen bepackt mit Essen und Campingzeug mit der typisch ecuadorianischen Verspätung über
Latacunga auf den Weg nach Quilotoa gemacht, wo es einen etwa 4000m hohen, erloschenen Vulkan mit Kratersee gibt, an dem wir campen wollten. Aus dem Bus ausgestiegen durchquert man das winzige
Dörfchen Quilotoa, um zum Vulkankrater zu kommen, von dem aus man eine gigantische Aussicht hat. Ursprünglich wollten wir zuerst den Rundweg um den Vulkankrater gehen (etwa 4-5 Stunden) und
danach den Abstieg zum See wagen, was wegen Zeitmangel und des Wetters leider nicht geklappt hat, sodass wir uns nur auf den Weg zum See gemacht haben. Auf dem Abstieg hat uns das Wetter
endgültig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es hat so heftig angefangen zu regnen, dass die meisten von unseren Sachen nass waren und ohne Sonne ist es bei der Höhe nicht besonders warm.
Frieren und kuscheln war angesagt. Mama würde jetzt sagen: "Hättet ihr den Wetterbericht gelesen..." Dass der hier nicht existiert, haben wir allerdings schon während unseres Orientation Camp
gelernt, denn aufgrund der Höhe und der Berge ist das Wetter unberechenbar und lässt sich nicht vorhersagen. Glücklicherweise haben wir unten angekommen unter dem Vordach eines "Hostels" warten
können bis der Regen einigermaßen aufhört. Besonders viel gebracht hat es nicht, weil es auch durch das Strohdach reingeregnet hat. Verbracht haben wir die Zeit bis zum besseren Wetter mit guter
Musik; abends konnten wir sogar ein Lagerfeuer machen, was sich als als kleine Herausforderung herausgestellt hat. Wir hatten nur das gekaufte Feuerholz und keine kleinen Stöckchen. Deshalb
gingen (leider) gleich zwei der Blöcke und die Lektüre über Don Bosco drauf, die wir am Wochenende bekommen hatten, bis das Feuer richtig in Gang war. Es hat sich gelohnt! Schlussendlich hatten
wir unser Lagerfeuer- Don Bosco spendet also doch Licht und Wärme. Ein bisschen gruselig der Gedanke, aber gleichzeitig total schön war, dass wir fünf wirklich die einzigen Menschen im ganzen
Vulkankrater waren und so die atemberaubende Natur ungestört genießen konnten. Da es mittlerweile dunkel geworden ist und wir das Zelt nicht mehr hätten aufbauen können, haben wir die Nacht
gezwungenermaßen in einem winzigen Zimmer verbracht. Mal wieder haben wir bewiesen, dass es nicht unmöglich ist zu fünft in einem Doppelbett zu schlafen; nur unbequem ist es. Gegen halb 6 sind
wir am Dienstag aufgestanden, um uns einen Platz zum Frühstücken zu suchen und dabei den Sonnenaufgang zu beobachten. Was wäre ein solcher Trip ohne verrückte Aktionen? Irgendwie kamen wir auf
die Idee, spontanbaden zu gehen (neu erfundenes Verb von Johanna und mir). Das Wasser war eiskalt! Bis etwa 9 Uhr hatten wir den Krater für uns alleine, was wir genutzt haben, um uns ein bisschen
zu sonnen und die Umgebung zu erkunden. Als die ersten Menschen gekommen sind, haben uns noch erfrischt von unserem morgendlichen Bad an den Aufstieg gemacht. Knapp zwei Stunden haben wir uns den
verdammt steilen Weg hochgequält, den wir am Tag vorher in nicht einmal einer halben Stunde zurückgelegt hatten. Er war es wert! Eines ist sicher: das war nicht unser letzter Ausflug nach
Quilotoa!
Eine weitere Woche in Ecuador ist vorbei uns so langsam merke ich, wie sich der Alltag einschleicht. Allerdings nur unter der Woche, denn am Wochenende sind meistens Ausflüge in die mehr oder weniger nähere Umgebung geplant. Das ist der Grund, warum ich Euch tendenziell eher von meinen Wochenenden berichte, denn die sind um einiges spannender. Sollte allerdings zwischendurch mal was interessantes passieren, werde ich euch natürlich davon berichten.
Da wir bisher nicht dazu gekommen waren, haben Johanna, Julia und ich uns am Samstag auf die Suche nach einem der größten Märkte in Quito gemacht, um die Variation tropischer Früchte zu
probieren. Gesagt, getan. Mit einer Menge mehr oder weniger merkwürdig aussehenden Früchten haben wir den Markt verlassen, um uns Mittagessen zu gönnen und danach alle Einkäufe zu probieren.
Dabei waren einige Überraschungen, zum Beispiel eine bananenförmige Frucht, die von innen jedoch wie Maracuja aussah und geschmeckt hat. Einige Fehlkäufe waren auch dabei, denn nicht alles
schmeckt so gut wie es aussieht. Vor lauter probieren haben wir die Zeit völlig vergessen, sodass wir uns beeilen mussten, um zum Fußballstadion "Estadio Olímpico Atahaualpa" zu kommen, in dem
der Verein Deportivo Quito zu Hause ist, denn zusammen mit anderen Freiwilligen wollten wir uns das Spiel ansehen. Besonders spannend war das Spiel nicht (so ist Fußball eben :D), aber es war
cool die Stimmung im Stadion mitzuerleben und letztendlich hat Quito die Partie mit 2:0 für sich entschieden- der erste Saisonsieg, was die Stimmung natürlich noch weiter verbessert hat. Voller
als auf dem Bild war das Stadion übrigens nie, Fußballspiele anzuschauen scheint nicht so der Renner zu sein, obwohl die Karte nur 4 Dollar gekostet hat.
Heute, am Sonntag haben Johanna und ich uns auf den Weg zum TelefériQo gemacht. Der TelefériQo ist eine Seilbahn, die vom Stadtrand Quitos zu einem 4100m hoch gelegenen Hügel auf dem Vulkan Pichincha führt. An der Talstation gibt es einen kleinen Vergnügungspark, den Vulquano Park, in dem ich mit meiner Gastfamilie schon gewesen bin. Eigentlich hat man von der Bergstation einen genialen Blick auf einige umliegende Vulkane bzw. Berge, die wir wegen der vielen Wolken leider nicht sehen konnten. Oben angekommen- wir mussten dank unserem volunteer-Visum sogar nur den Preis für Einheimische und nicht den für Ausländer bezahlen, entschieden wir uns sehr tourimäßig nach einer kurzen Strecke zu Fuß, Pferde zu mieten, weil uns laufen zu anstrengend schien. Etwa eine Stunde sind wir so also mit einem Guide und ausgeliehenen Ponchos auf abenteuerlichen Wegen durch die Pampa geritten und haben die Aussicht genossen. Mir hat's super gefallen, weil mir das Reiten nach meinem Praktikum auf der River Ranch noch mehr fehlt als vorher schon. Lustigerweise haben wir auf dem Rückweg zwei österreichische Freiwillige getroffen, die bei uns im Projekt arbeiten. Wie klein die Welt doch ist. Abschließend haben wir das erste mal richtiges Straßenessen gegessen- ich bin ja gespannt, ob es wirklich so schlimm ist wie alle behaupten.
Das letzte Wochenende war wieder viel Action angesagt!
Freitags wollten meine Gastschwester (rechts), einige ihrer Freundinnen, ein paar deutsche Freiwillige und ich zusammen in einen Club in Quito gehen, in dem Ladies Night war und wir demnach freien Eintritt gehabt hätten. Leider hat das nicht so geklappt wie wir uns das vorgestellt haben, weil ich vorher schon mit den anderen Deutschen in einer Karaokebar unterwegs gewesen bin, in der wir ein paar liebe Ecuadorianer kennen gelernt haben. Gezwungenermaßen sind wir schon gegen 11 wieder gegangen, da die anderen beiden ihren Heimweg antreten mussten, weil sie außerhalb von Quito wohnen und es hier normal ist, dass man eine curfew hat. Also hab ich mich alleine auf die Suche nach dem Club gemacht, was sich als ziemlich schwierig herausgestellt hat, denn der Taxifahrer hat mich vor irgendeinem anderen Club abgesetzt und niemand dort schien den Club zu kennen, den ich eigentlich suchte. Nach einigem hin und her bin ich schlussendlich nach Hause gefahren (ich hab endlich Schlüssel!), weil nachts alleine, als Mädchen und besonders als Ausländer in Quito rumzurennen wohl keine so gute Idee ist.
Am Samstag war ich zusammen mit meiner Gastfamilie auf der Hochzeit der Tante meiner Gastmama. Ein Riesenevent, für das ziemlich viel Aufwand betrieben wird. Schon Wochen vorher hat meine Familie
überall nach einem passenden Kleid für mich ausschau gehalten und mir sogar extra neue Schuhe gekauft, weil ihnen die Sachen, die ich hier habe, nicht schick genug sind. Am Tag der Hochzeit hieß
es erstmal Stunden in einer Art Schönheitssalon zu verbringen und Maniküre, Pediküre und Haare machen zu lassen. Das hat dank der ecuadorianischen Gelassenheit so lange gedauert, dass wir ganze
zwei Stunden zu spät zur Hochzeit in einem Hotel in der historischen Altstadt gekommen sind. Angekommen gab es sofort das Essen, bestehend aus vier Gängen. Ich hab bei manchen Sachen zwar keine
Ahnung, was ich gegessen habe, aber es war delicioso! Nach dem obligatorischen Walzer ging die fiesta dann auf ecuadorianische Weise mit Salsa und spanischer Musik los. Higlight war für alle die
"hora loca", eine südamerikanische Tradition, zu der in meinem Fall zwei Sambatänzerinnen und ein als Clown? verkleideter Sambatänzer kamen und die Stimmung noch weiter verbessert haben. Zusammen
haben sie die Leute zum Tanzen animiert, sodass Alt und Jung zum Schluss Gangnam Style und weitere solcher Tänze tanzen konnten. Insgesamt eine super fiesta und ich bin wirklich glücklich eine
ecuadorianische Hochzeit miterlebt haben zu können.
Diesen Freitag waren alle Freiwilligen, die von VASE aufgenommen wurden, zusammen in der historischen Altstadt von Quito, um so die gemeinsame Zeit abzuschließen, denn nicht alle von uns bleiben in Quito. Am Wochenende und am Montag fahren die meisten in ihre Projekte, die beispielsweise in Riobamba, Cuenca, Lasso oder Ibarra liegen. Ziemlich traurig, weil es schon wieder einen Abschied auf unbestimmte Zeit bedeutet, von Leuten, die man grade erst lieb gewonnen hat.
In der Altstadt haben wir einige Kirchen von außen angeschaut und sind schließlich essen gegangen, weil Verónica einen super Preis verhandelt hatte, in einem der Restaurants, vor denen man uns
wegen Magenproblemen gewarnt hatte. Dementsprechend lecker war das Essen und nach dem ein oder anderen Haar im Saft, ist auch dem letztender Appetit vergangen. Später haben sich diejenigen ohne
Höhenangst auf den Weg zur Basilica del Voto Nacional gemacht, um die beiden Türme zu besteigen, von denen man über fast ganz Quito sehen kann. Verdammt anstrengend, denn an die Höhenluft haben
wir uns immer noch nicht so ganz gewöhnt und auch Schwindelfreiheit war gefragt, wenn man das letzte Stück zur Spitze über eine gewagte Wendeltreppe antreten wollte. Abschließend waren wir noch
im Palast des Präsidenten Correa, um uns die wenigen Räume anzusehen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Abends haben Vincent, Felix und ich bei Vincent's Gastfamilie Nudeln mit Gemüse
gekocht, weil wir definitiv unter Nudelentzug leiden (hier gibt's zweimal am Tag Reis). Dabei haben wir die Dachterasse entdeckt, von der aus man einen Teil Quito's sehen kann, was bei Nacht
natürlich nochmal beeindruckender ist!
Heute war ich mit einigen anderen Freiwilligen in Papallacta, einem Ort östlich von Quito, der für seine Thermalbäder bekannt ist, die durch den nahegelegenen Vulkan mit heißem Wasser versorgt
werden. Das hieß natürlich früh aufstehen (ich hab erstmal verschlafen) und sich auf den Weg nach Tumbaco zu machen, um von dort aus einen Bus in die richtige Richtung zu nehmen. Leichter gesagt
als getan, denn die Busse hier kennen keinen Fahrplan und es kann schonmal vorkommen, dass sie nicht anhalten, wenn dann doch mal einer kommt. Aus dem Grund sind wir leider später als erwartet in
Papallacta angekommen und mussten uns entscheiden, ob wir lieber in die Thermalbäder oder in dem Nationalpark Cayambe Coca wandern gehen wollten, weil für beides die Zeit nicht gereicht hätte
(ein lieber Mann hat uns darauf hingewiesen, dass wir spätestens um 15 oder 16 Uhr den Bus nach Quito zurück nehmen sollten, da die Busse später so überfüllt wären, dass sie gar nicht erst
anhalten). Wir entschieden uns für eine Wanderung im etwa 4000 Meter hoch gelegenen Nationalpark, in dem es viele wunderschöne Lagunen gibt. Auch der Regen konnte uns nicht aufhalten,
immerhin sind wir fast zwei Stunden dorthin gefahren. Aus Zeitdruck mussten wir zum Schluss ein Taxi vom Eingang des Parks zum Dorf nehmen- zu 8 auf der Ladefläche; typisch
ecuadorianisch.
"Me llamo Anna." - "Aaah, Anita." Anita, das ist sowas wie mein neuer Name hier in Ecuador. Anna sagt hier niemand. Das liegt allerdings nicht daran, dass die Ecuadorianer zu blöd sind, sich
meinen Namen zu merken, sondern schlicht und einfach daran, dass sie es lieben, alles zu verniedlichen- so auch meinen Namen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, wenn mich Oma & Opa
oder meine Gasteltern so nennen, nur bei gleichaltrigen finde ich es ziemlich komisch.
Bus, Taxi und Auto; das sind die hier üblichen Fortbewegungsmittel, um die man in einer Großstadt wie Quito nicht herumkommt. Bahnen gibt es übrigens nicht. Der Verkehr: lebensgefährlich würden
wir es wahrscheinlich nennen, aber man gewöhnt sich dran. Rechts überholen, links überholen, hupen, rechts überholen, links, hupen, schnell mal auf der Straße wenden, weiter sausen. Völlig
normal! Anschnallen kennt man nicht, rote Ampeln werden missachtet und als Fußgänger lebt man echt gefährlich.
Die letzte Woche war nicht besonders ereignisreich, da mit unserem Spanischkurs sowas wie Alltag eingekehrt ist. Zusammen mit anderen Don Bosco Freiwilligen hatte ich ein Meeting mit dem
Koordinator der Projekte und habe endgültig erfahren, wo ich ab September arbeiten werde- in der UESPA und nicht wie gedacht auch noch im Kinderheim. Ansonsten haben wir unseren Pass vom
immigration office abgeholt, Quito erkundet und über's Wochenende war ich in Riobamba. Das einzig erzählenswerte ist der Ausflug zur Mitad del Mundo gewesen, den alle VASE-Freiwilligen am Freitag
zusammen gemacht haben. Dort gibt es ein wunderschönes Museum, in dem man viele erstaunliche Experimente zum Äquator machen kann und vieles über die Eingeborenen von Ecuador erfährt (auch wenn
das mit dem Äquator nicht besonders viel zu tun hat). Ein paarhundert Meter weiter gibt es ein riesiges Monument, das fälschlicherweise auch behauptet auf der Äquatorlinie zu liegen, was daran
liegt, dass es schon vor der Zeit des GPS erbaut wurde. Es markiert den Ort, den Charles Marie de la Condamine 1736 als Position des Äquators bestimmte.
Mittlerweile ist das orientation camp vorbei und ich bin gut bei meiner ersten Gastfamilie angekommen, auch wenn dabei einiges schief gelaufen ist. Erste Gastfamilie, wieso das? Am letzten Tag
vom orientation camp hat Bélen mir mitgeteilt, dass meine eigentliche Gastfamilie mich nicht aufnehmen kann, weil jemand aus der Familie krank geworden sei. Da das für alle ziemlich unerwartet
kam, bin ich jetzt in einer Übergangsgastfamilie untergebracht, die aus meiner hermana Estefia (18), ihrem Hund Sofia und ihrer Mama Maria besteht. Anfang September soll ich dann in meine
"richtige" Gastfamilie kommen, bei der ich das restliche Jahr verbringe. Der Abschied von den anderen Freiwilligen verbunden mit der Ankunft der Gastfamilien war verdammt chaotisch, sodass mich
promt die falsche Gastfamilie mitgenommen hat (ich wusste über meine neue Gastfamilie noch nichts und die falsche Familie schien sich sicher zu sein, dass ich Teresa bin und ist einfach mit
meinen Sachen davon marschiert, also bin ich mitgegangen). Als Bélen ganz verzweifelt angerufen hat, wo ich denn sei und dass meine Gastfamilie auf mich wartet, sind wir nach einigen
Verständigungsproblemen wohl oder übel wieder zurück gefahren und meine richtige Familie hat mich mitgenommen, die übrigens superlieb ist. Das beste war definitiv, dass wir noch am gleichen Abend
in einem Restaurant in der Altstadt von Quito essen waren, von dem aus man ganz Quito by night sehen konnte! Für heute sind viele Sachen geplant: shoppen gehen, einkaufen, bowlen, zu einer Party
von Estefias Freundin gehen und die Familie vom Freund meiner Gastmama feiert Geburtstag. Mal schauen, was wir letztendlich in die Tat umsetzen, denn eigentlich hätten wir schon vor zwei Stunden
einkaufen gehen wollen. Aber solche Vorhaben darf man hier nicht zu ernst nehmen, haben wir schon gelernt. Letztendlich waren wir mit Oma & Opa shoppen und im volcano park, der eine Art
Freizeitpark mit ein paar kleinen Achterbahnen ist. Und ja, ich hab mich sogar die Achterbahn mit Looping getraut, weil ich mir geschworen habe, hier alles auszuprobieren, auch wenn ich dabei
fast gestorben wäre. Seid stolz auf mich! Am lustigsten war aber definitiv die Fahrt hin und zurück, denn eines der zwei Autos mit denen wir unterwegs waren, ein Oldtimer (der würde dir gefallen,
Papa!) wollte irgendwie nicht so ganz, sodass wir gefühlt alle 100 Meter anhalten und irgendwas reparieren mussten und die Fahrt etwa zwei Stunden dauerte. Nur eins dazu: ecuadorianische
Gelassenheit.
Dass die Erde hier ab und zu mal wackelt, unterscheidet Quito bzw. Ecuador definitiv von Deutschland. Heute gab es wieder ein Erdbeben, zu dem meine Gastmama nur meinte: "es fortísimo". Ich
dagegen finde, dass es sich ganz lustig anfühlt, wie Achterbahn fahren im stehen irgendwie. Woher die ganzen Erdbeben in letzter Zeit kommen, weiß niemand so genau und weil man nicht vorhersagen
kann, wann, wo und wie stark die kommenden sein werden, wurden hier viele öffentliche Veranstaltungen von der Regierung aus Sicherheitsgründen abgesagt.
Zum Glück spricht Estefy Englisch, weil das mit dem Spanisch irgendwie noch nicht so ganz klappen will, obwohl wir mittlerweile Spanischkurs haben. Hoffentlich wird das noch.
So würde ich das wenige, was ich bisher von Ecuador gesehen und erlebt habe, beschreiben. Die Busse. Die Berge. Das Essen. Sogar das Gras ist anders.
Angekommen am Flughafen haben wir gleich unser erstes Erdbeben erlebt, von dem anscheinend sogar in den deutschen Nachrichten berichtet wurde. Wir fanden das ziemlich lustig und bevor wir eigentlich realisiert hatten, was grade passiert, war's auch schon wieder vorbei. Mittlerweile bebt die Erde hier öfter, was unsere "Betreuer" aus Ecuador irgendwie beunruhigend finden, weil das ihr ganzes Leben lang noch nie vorkam. Abgeholt wurden wir von einer Vase-Mitarbeiterin, die dann mit uns mit Bus und Taxi (unser eigentlicher Shuttle ist beim Erdbeben wohl kaputt gegangen) zu einem Internat gebracht, in dem wir unser orientation camp haben. Viel gesehen haben wir also noch nicht, weil das Gelände eingezäunt ist und wir erst morgen zur Schnitzeljagd durch Quito "rausdürfen". Bis dahin heißt es mit den anderen Freiwilligen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Finnland und Amerika viel über die Sicherheit und das Leben in Ecuador zu lernen. Morgen bekommen wir unsere neuen Handys und unsere neuen ecuadorianischen Handynummern. Außerdem werden wir abends von unseren Gastfamilien abgeholt... dann geht das Abenteuer Ecuador so richtig los.
Zu allererst möchte ich Euch bitten zu beachten, dass jeder geschriebene Text hier meine persönliche Meinung und Eindrücke beinhaltet, die nicht unbedingt richtig sein müssen, sondern lediglich den kleinen Teil Ecuadors widerspiegeln, den ich selbst erlebe. Ich gebe mein bestes Ecuador ohne Vorurteile, aber dennoch so wie ich es erlebe, darzustellen und wünsche Euch viel Spaß beim Lesen. Bei Fragen und Anregungen freue ich mich über eine Mail, also zögert nicht!
Der Flug ist gebucht und das Visum besorgt. Mein Reisepass ist da und alle Impfungen liegen hinter mir. Nur Gelbfieber fehlt noch, aber das werde ich in Ecuador impfen lassen. Die letzten 10 Tage habe ich mit 140 Freiwilligen aus ganz Deutschland verbracht, die ebenfalls mit dem ICJA einen Freiwilligendienst in den unterschiedlichsten Ländern machen. Neuseeland, Togo, Indien und viele mehr waren dabei. In Hattingen, das liegt bei Dortmund, wurden wir im sogenannten Vorbereitungsseminar (VOS) auf unser Jahr im Ausland und die verschiedensten Herausforderungen vorbereitet. Thematisiert wurden unter anderem Identität und Werte, die sich nämlich von Land zu Land stark unterscheiden können. Kommunikation und der Umgang mit Konflikten war ebenso Thema wie Stereotype/Vorurteile und Rassismus. Außerdem haben wir über Kolonialismus und seine Auswirkungen auf die "heutige Welt" und die Rolle von Europa geredet. Natürlich gab es auch entspanntere Einheiten wie einen Film über ehemalige Freiwillige vom ICJA oder "weltweit verlieben", in der wir über freundschaftliche und partnerschaftliche Beziehungen hier in Deutschland und im Ausland geredet haben bzw. wie sie sich verändern können. Nachmittags hat man sich immer mit einer festen Gruppe und einem Teamer, Reflexionsgruppe genannt, zusammen gesetzt, um über den vergangenen Tag zu reden und Energizer (kleine, total lustige Spiele) zu spielen. An unserem freien Tag sind Coco (Philippinen), Lisa (Indien) und ich an die Ruhr gefahren, um ein bisschen zu entspannen und zu baden. Es war eine wirklich schöne Erfahrung so viele verschiedene Leute kennen zu lernen, die alle dasselbe Ziel bzw. denselben Wunsch haben wie man selbst. Erstaunlich und toll war auch wieviele Leute ich schon vom Infowochenende in Friedrichroda kannte und wie schnell man in der kurzen Zeit auf dem Seminar richtige Freundschaften aufgebaut hat, sodass der Abschied vom Seminar, trotz dem Highlight, einer Abschiedsparty mit riesigem Lagerfeuer, ziemlich schwer gefallen ist.
Nur noch 20 Tage, das ist die Zeit, die mir in Deutschland bleibt, bevor ich von Stuttgart über Amsterdam nach Quito fliege. Erschreckend wenig, wenn ich bedenke, dass ich mich noch um so vieles kümmern muss und gerne nochmal alle meine Freunde sehen würde. Langsam wird es ernst. Noch immer kann ich nicht realisieren, dass es wirklich ein Jahr nach Ecuador geht, denn bis jetzt schien das immer weit weg zu sein ("ich hab ja noch ein halbes Jahr"). Obwohl der Freiwilligendienst in den letzten Wochen schon viel realer geworden ist, weil ich inzwischen mein Projekt kenne, mit meiner Partnerorganisation geskyped habe und zumindest die Namen der Mitglieder meiner Gastfamilie kenne. Das endgültige Bewusstsein kommt wohl im Flieger oder spätestens wenn ich merke, dass ich nicht mal eben in den Urlaub geflogen bin. Trotzdem: ich freue mich riesig und bin super gespannt auf die Zeit dort!
Auf meiner Suche nach Unterstützern für meinen Freiwilligendienst habe ich mich unter anderem auch an die Leonberger Kreiszeitung gewendet, die daraufhin diesen Bericht über mein Vorhaben am Samstag, den 29. März veröffentlicht hat.
Man kann ihn vermutlich nicht besonders gut lesen, deshalb ist hier der Link zur Stuttgarter Zeitung, wo der Artikel ebenfalls veröffentlicht wurde.