Zu einem der Dinge, die man in Ecuador definitiv nicht verpassen sollte, gehört das Naturreservat Cuyabeno, das im Amazonas-Regenwald im Westen Ecuadors liegt. Vincent und ich hatten für das Osterwochenende eine viertägige Tour dorthin gebucht.
Die Tour fing in Lago Agrio an, wo wir von einem Bus am Treffpunkt aufgesammelt wurden und die anderen Teilnehmer der Tour kennen gelernt haben: zwei Kanadier, die durch Südamerika reisen und fünf andere deutsche Freiwillige, die wir mehr oder weniger schon an Silvester kennen gelernt haben; eine davon mit ihrem Papa. Zu zehnt haben wir "an der Brücke", der Ort, ab dem es nur noch mit dem Kanu über den Fluss Cuyabeno weiter geht, unseren Guide Fabricio alias Elias M'Barek getroffen, der uns sicher und mit ersten Tiersichtungen zu unserer Lodge mitten im Dschungel gebracht hat. Dort angekommen gab es gleich Essen, das so unglaublich lecker war, dass sich der ganze Trip schon deshalb gelohnt hat. Später hatten wir ein bisschen Zeit, unsere Zimmer einzurichten und in den Hängematten zu chillen, bevor es mit unserem 40PS starken "Kanu" zur Laguna Grande ging, wo wir den unfassbaren Sonnenuntergang bewundert haben und danach mit Anakondas, Piranhas, Kaimanen und was dort sonst noch alles kreucht und fleucht, baden konnten.
Der zweite Tag war nicht weniger ereignisreich: morgens sind wir mit einem kleineren Kanu ohne Motor ein bisschen durch die Gegend gepaddelt und konnten einigen Tieren dabei viel näher kommen als mit unserem Motorkanu, das viele Tiere durch den Lärm verscheucht. Verschiedene Vögel und Affen konnten wir sehen und sogar die rosanen Flussdelfine haben sich blicken lassen. Nachmittags ging es im Primärwald wandern und zwar so, dass wir im Dunkeln wieder zurück mussten. Das war für mich gar nicht lustig, denn nachts sind die Insekten wie Spinnen oder Schlangen viel aktiver als tagsüber, weshalb wir einigen davon begegnet sind. Besonders beruhigend war der Standartkommentar Fabricios, dass die Tiere giftig seien und wir sie besser nicht anfassen sollen. Erstaunlich war auch wie unser Guide den Weg zurück zur Lodge durch das verzweigte Flussystem in völliger Dunkelheit gefunden hat.
Auch Tag 3 hat perfekt angefangen, denn wir hatten die rosanen Flussdelfine auf einem langen Teil unserer Bootsstrecke in unserer Nähe und haben sie deshalb immer wieder zu Gesicht bekommen. An diesem Tag sind wir zu einer indigenen Siona-Gemeinde gefahren, um uns zeigen zu lassen wie man Yucabrot macht und einem Schamanen bei seiner Arbeit zuzuschauen. Interessant war es auf jeden Fall, aber gleichzeitig traurig, weil die Gemeinden den Tourismus offensichtlich nicht wollen, aber gleichzeitig auf ihn angewiesen sind. Abschließend sind wir noch ein bisschen im Sekundärwald um das Dorf gewandert, der erschreckend anders aussieht als der Primärwald und viel artenärmer ist. Das Higlight war jedoch, dass wir rechzeitig zum Sonnenuntergang noch einmal zur Laguna Grande gefahren sind und wieder baden konnten. Dieses mal haben wir sogar die Kaimane gefunden, die sich das erste mal versteckt hatten, weil ihnen weder das Licht des Vollmondes gefällt, noch der hohe Wasserstand in der Lagune während der Regenzeit. Zurück in der Lodge haben wir sogar den "Hauskaiman" sehen können, der unter den Hütten der Lodge lebt.
An unserem letzten Tag hieß es schon um 6 Uhr aufstehen, um noch ein allerletztes mal zur Lagune zu fahren und Vögel im Wald drumherum zu beobachten. Zumindest war das der Plan. Das Wetter hat uns mit seinem Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass wir nicht viel gesehen haben und schon bald zurück gekehrt sind. Nichtsdestotrotz hatten wir während der vier Tage unglaubliches Glück mit dem Wetter, denn obwohl momentan Regenzeit ist, hat es nicht bzw. nur nachts geregnet, sodass wir auf unseren Ausflügen verschont wurden. Nach dem Frühstück mussten wir mit dem Kanu leider schon wieder zur Brücke aufbrechen, von wo aus wir vom Bus nach Lago Agrio gebracht wurden.
Das alles wurde noch viel perfekter dadurch, dass wir eine so coole Gruppe waren und eigentlich die ganze "freie" Zeit ebenfalls miteinander verbracht haben- singend, Gitarre spielend, lachend-
wie im Zeltlager, nur eben mitten im Regenwald. Interessant war auch mehr oder weniger ohne Strom zu leben, denn es gab nur zwei Solarpanels, die genutzt wurden, um die Lichter im
Gemeinschaftsbereich zu betreiben und uns die Möglichkeit zu geben, unsere Kameras aufzuladen- und das auch nur, wenn tagsüber die Sonne genug schien. Im Zimmer hatten wir Kerzenlicht, was
vermutlich auch besser so war, weil ich so nicht sehen konnte, mit was für Insekten Vincent und ich uns das Zimmer geteilt haben.
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