Für Ecuador ungewöhnlich schnell wurde der Plan umgesetzt, dass ich mit Orfa, der Sozialarbeiterin, Familien besuchen gehe. Ganz spontan nach dem Mittagessen, wurde ich gefragt, ob ich denn nicht Lust hätte, gleich mitzukommen. Gesagt, getan.
Mit einer unserer Schülerinnen sind wir zu ihrer Familie nach Chillogallo gefahren, das zwar noch zu Quito gehört, aber um einiges ländlicher liegt. Mit jedem Kilometer, den wir gefahren sind, ist die Gegend spürbar ärmer geworden. Die Häuser sahen weniger gepflegt aus, auf den Straßen hat sich mehr Müll gesammelt. Angekommen, hat uns das Mädchen zu ihrem Haus geführt. Wir würden es wohl eher als "Hütte" bezeichnen. Die Wände bestanden zum Teil aus Stein, zum Teil aus alten, zusammengewürfelten Holzbrettern. Der Fußboden ist kalter, unebener Beton. Wellblech dient als Dach. Stromleitungen waren notdürftig an den Deckenbalken befestigt. Ein Klo und fließendes Wasser konnte ich nicht gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Haus bei den fast täglichen Gewittern viel Schutz bietet. Geschockt war ich vor allem, als ich erfahren habe, wieviele Leute dort leben. Nicht nur eine, gleich drei verwandte Familien. Aber das ist alles, was sie haben- das Haus und ihre Familie.
Als ich den Grund für unseren Besuch erfahren habe, war ich umso mehr geschockt: ein eineinhalbjähriges Kind ist diese Woche in einer Art Wassertank am Haus ertrunken, als seine noch fast jugendliche Mutter im Haus aufgeräumt hat. Wir haben dabei zugesehen wie das Kind von der Familie für die Beerdigung morgen vorbereitet wurde und sichergestellt, dass alle UESPA-Kinder am Montag wieder zum Unterricht kommen.
Es verdammt hart zu sehen wie einige meine Kinder leben. Gleichzeitig bin ich jedoch sehr froh darüber, dass ich die Möglichkeit dazu habe, weil ich sie so viel besser verstehen kann. Außerdem, weil die Familie, in der ich lebe versucht, den Anschein eines "heilen Ecuadors" zu wahren, das zwar in manchen Teilen existiert, aber genauso existiert die krasse Armut, von der sie absolut nichts wissen will.
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